ProWein Düsseldorf stellt sich neu auf

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TEXT Anke Kronemeyer | FOTO Peter Schmitz

Im Frühjahr hatte es Kritik gehagelt: zu hohe Hotelpreise, die Gänge leer, ständig irgendein Streik, keine Atmosphäre wie früher auf der ProWein – Aussteller und Besucher äußerten sich teilweise unzufrieden über das Messegeschehen. Die Messe Düsseldorf hat darauf jetzt reagiert.

Nicht alle Kritikpunkte seien realistisch, sagt ProWein-Projektleiter Peter Schmitz. „Wenn gestreikt wird, können wir nichts dafür. Es wird uns aber in die Schuhe geschoben.“ Sowohl 2023 als auch 2024 hätten sich die Streiks der Lufthansa, des ÖPNV, der Security am Flughafen und der Bahn massiv auf das dreitägige Messegeschehen ausgewirkt. „Der Blick auf Deutschland ist dann natürlich getrübt“, so Schmitz. „Wir gelten im Ausland mittlerweile als in Teilen sehr unzuverlässig.“ Als Messe habe man nur schnell und mit hohem finanziellem Aufwand reagieren können und zum Beispiel Shuttlebusse von und zur Messe eingesetzt.

Im Kampf gegen hohe Hotelpreise

Ein anderer Kritikpunkt dagegen wog noch schwerer: die sogenannten Mondpreise in einigen Hotels. Für unter 300 Euro gab es nur wenige Zimmer, einige erhöhten sogar auf 700 Euro pro Nacht. Für viele Winzer unerschwinglich. Viele blieben der Messe fern, einige kamen nur einen Tag, andere übernachteten am Niederrhein oder im Ruhrgebiet, wiederum andere flogen täglich nach Italien zurück und morgens wieder nach Düsseldorf. Die Messe versucht nun, zumindest zum Teil Einfluss auf die Hotelpreise zu nehmen. So soll demnächst eine Buchungsplattform angeboten werden, auf der sich bis jetzt schon rund 30 Hotels bereit erklärt haben, einigermaßen bezahlbare Zimmer anzubieten. „Wir tun alles, damit es günstigere Zimmer zu unseren Messen gibt“, so Schmitz. Die Hotels liegen im Bereich Budget bis vier Sterne.

Innerhalb der Messe wurde ein spezielles Hotelprojekt aufgelegt, das auch für andere Messen wie Drupa, Boot, Caravan oder Metav die Zusammenarbeit mit den Hotels verstärken soll. „Schon die Gesprächsbereitschaft einiger Hoteliers ist ein großer Schritt“, so Schmitz, der auf Einsicht weiterer Hotelbetreiber hofft. „Wir setzen auf Abstrahlungseffekte.“ Zur nächsten ProWein ankern zudem wieder sechs Hotelschiffe direkt gegenüber dem Messegelände – wie schon seit einigen Jahren auch zu den anderen großen Messen in Düsseldorf. Aber: Die Übernachtung dort kostet um die 300 Euro inklusive Frühstück. Der Vorteil: Man kann zu Fuß schnell aufs Gelände.

Neues Hallenkonzept

Nächster Kritikpunkt: vermeintlich leere Hallen, die den Eindruck von einer schlecht besuchten Messe vermittelten. „Das lag an Corona“, so Schmitz. Die Auflagen seien Grund dafür gewesen, alle Stände auseinanderzuziehen, Abstandsregeln einzuhalten, Einlasszahlen zu kontingentieren, generell mehr Platz anzubieten. Das ändert sich 2025: Zwei Hallen fallen komplett weg, die Nettofläche bleibt wie vorher. Die Gänge werden wieder schmaler, Aussteller anders sortiert. Konkret sieht das bis jetzt so aus: Die Hallen 1 bis 7 bleiben gleich, in Halle 9 stellen Winzer aus Portugal und Ost-Europa aus, Frankreich kommt konzentriert mit all seinen Anbaugebieten in Halle 10, dort findet sich dann auch die Champagner-Lounge. Halle 11 gehört Spanien, die Neue Welt wie Südafrika, Kaliforniern, Chile oder Argentinien präsentiert sich in Halle 12, Italien in den Hallen 15 und 16, Österreich und Griechenland in Halle 17. Immer wichtiger wird der Aspekt Spirituosen: Dafür gibt es eine kleine Spezialmesse „ProSpirits“ in Halle 5. „Das ist ein Highlight und unser absolutes Wachstumsthema.“ Dort dreht sich alles um Tequila, Whiskey, Rum, Brände, aber auch um alkoholfreie Spirituosen.

Konkurrenzmesse in Frankreich

Dass vier Wochen vor der ProWein die Wine Paris stattfindet, bei der sich vor allem die Weinbranche aus Frankreich präsentiert, hat Auswirkungen auf die Düsseldorfer Messe. Viele französische Winzer sparen sich dann Fahrt und Präsentation im deutschen Rheinland, vielen Fachbesuchern reicht es sogar, nur nach Paris und nicht mehr nach Düsseldorf zu fahren. Entwickelt sich die Messe in Paris zu einem immer größeren Konkurrenten? „Wenn man oben ist, wird man gejagt“, sagt Peter Schmitz. Er gibt zu, dass die Frankreich-Halle in diesem Jahr auf der ProWein nicht gut dargestellt war. „Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen und mit viel Kreativität reagieren.“ Natürlich fahren er und sein Team am 10. Februar wieder nach Paris. Aber: „Die Hotelzimmer sind da auch nicht unbedingt günstiger.“

Stärker Aspekt auf Besucherakquise

In Vorbereitung der nächsten ProWein wurde auch die Besucherakquise überarbeitet. Schmitz. „Wir wollen mehr Qualität, mehr Fachhandel, mehr Einkäufer aus der ganzen Welt.“ Dazu werde mehr Marketing für die ProWein in den USA in Japan, Korea oder den Niederlanden gemacht. In der Hoffnung, dass zum Beispiel amerikanische oder japanische Einkäufer von großen Supermarktketten sich in Düsseldorf über ihr neues Sortiment informieren.

Neues Messe-Motto

Zu guter Letzt wurde der grafische Auftritt der Messe aufgefrischt. Schrift und Farben der Logos wurden modernisiert, das Motto heißt jetzt „Discover the taste of tomorrow“ statt wie seit 2008 „To another great year“.

Info Die nächste ProWein findet vom 16. bis 18. März 2025 in Düsseldorf statt. Anmeldeschluss war zwar schon, es wird aber damit gerechnet, dass sich viele kleinere Aussteller auch noch später anmelden. www.prowein.de

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