„Man kommt immer wieder zum Weinbau zurück“ 

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Die Gault&Millau Hall of Fame 2022: Sekthaus Raumland

in unserem aktuellen Buch „Die besten Weine Deutschlands 2022“ haben wir erstmals in der langen Geschichte unserer Wein-Guides Deutschland zehn Weingüter mit der absoluten Höchstbewertung von fünf roten Trauben ausgezeichnet. Diese Winzer und ihre Erfolgsgeschichten möchten wir Ihnen in unserem Newsletter vorstellen. Heute geben wir Ihnen einen Einblick in das Sekthaus Raumland im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim. 

Er ist einer der bekanntesten Einwohner der kleinen Gemeinde und hat in Deutschland ein Stück Geschichte geschrieben: Volker Raumland. Der Spross einer Winzerfamilie in der nördlichsten Ecke der Pfalz hat innerhalb von knapp vier Jahrzehnten den unscheinbaren 3100-Einwohner-Ort in der Weinregion Rheinhessen zur heimlichen Hauptstadt des deutschen Sekts gepushed. 

Was ihn dazu getrieben hat, ist genauso spannend wie die Art, wie er das erreicht hat. Denn nach elterlichem Willen sollte Volker „etwas Gescheites“ lernen und tunlichst die Finger vom Weinbau lassen. Aber: „Man kommt ja immer wieder zu den Wurzeln, zur Natur und zum Weinbau zurück“, sinniert Volker Raumland rückblickend. Nach einer – und das darf man durchaus metaphorisch verstehen – „zu trockenen“ Ausbildung zum Industriekaufmann hieß es für ihn: raus aus dem Büro und rein in den Hörsaal.  

Gemeinsam mit etlichen Sprösslingen von prominenten Weingütern studierte er in Geisenheim Weinbau und kam recht bald zu der Erkenntnis: „Qualitativ hochwertigen Wein gibt es in Deutschland in Hülle und Fülle – aber Sekt in ähnlicher Wertigkeit kaum.“ Damit hatte er seine Nische gefunden. 

Im Rahmen eines Schaumweinprojekts der Universität belegte Raumland überraschend den 1. Platz. Überraschend deshalb, weil er nicht etwa wie seine Kommilitonen Chardonnay oder Pinot Noir versektet hatte, sondern Müller-Thurgau – zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben. 

Von da an wurde es abenteuerlich: Volker Raumland investierte und erwarb eine Maschine für seine mobile Sektkellerei, wuchtete diese auf einen Anhänger und tingelte damit äußerst erfolgreich durch das ganze Land. 

Heute gibt die Tingeltangel-Zeit viele nette und gern erzählte Anekdoten aus der zähen Anfangszeit her. Aber es war nach einigen Jahren und Kilometern doch Zeit, sesshaft zu werden, und mit dem Kauf einer kurz vor der Zwangsversteigerung stehenden Villa in Flörsheim-Dalsheim samt vier Hektar Weinbergen legte Raumland im Jahr 1990 den Grundstein zu seinem Sekthaus. Später kamen noch die sechs Hektar des elterlichen Guts in Bockenheim dazu; und auf dieser Fläche wachsen nun die fünf Rebsorten, aus denen die Grundweine für die Raumland-Sekte entstehen: Chardonnay, Spätburgunder, Weißburgunder, Pinot Meunier und Riesling. 

Bis auf Weißburgunder und Riesling sind das die klassischen Champagner-Sorten, und schon allein daran lässt sich erkennen, wohin bei Raumlands Sekt die Reise seit jeher geht: „Natürlich orientieren wir uns am Champagner. Das war immer der Maßstab – aber keine Kopiervorlage“, sagt der Firmengründer, der im Dezember 2020 die Geschäftsführung an seine ältere Tochter Marie-Luise übertragen hat, die den Betrieb nun gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina leitet – und die einen ebenso schlauen wie sympathischen Weg gefunden hat, Verantwortung zu tragen, ohne diese als Last zu empfinden: „Ich bin so oft gefragt worden, ob meine Schwester und ich uns zutrauen, in den großen Fußstapfen unseres Vaters zu gehen. Wir sind so unfassbar stolz auf das, was unsere Eltern aufgebaut haben, und wir haben das immer mit größtem Respekt behandelt. Aber unser Ziel ist es nicht, in großen Fußstapfen zu gehen, sondern wir wollen daneben eigene erzeugen.“ 

Volker Raumland hat die Gewissheit, dass sich seine Töchter nicht auf seinem Ruhm ausruhen. Denn Marie-Luise hat den Arbeitsauftrag klar formuliert: „Unsere Aufgabe als neue Generation ist es, den deutschen Sekt auch international vom Image her aufzupolieren. Das ist eine riesige Baustelle, und es kann dauern. Aber wir werden das Schritt für Schritt angehen.“ 

Bis sie und Katharina die ersten komplett in Eigenregie gekelterten Sekte vorstellen können, wird es, das liegt in der Natur der Sektherstellung, noch einige Jahre dauern. Fakt ist jedoch, dass die Schwestern von ihrem Premierenjahrgang Spannendes erwarten können, auch wenn der Weg oft steinig war: „2021 war ein großes Schaumweinjahr, hat allerdings extrem harte und langwierige Arbeit eingefordert. Die Lese hat dreimal so lange gedauert wie im ebenfalls arbeitsintensiven Jahr 2018“, resümiert Katharina Raumland. „Jede Traube musste einzeln auf Fäulnis kontrolliert werden, um die bestmögliche Selektion zu gewährleisten. Aber es hat sich gelohnt.“ 

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