Weingut Rudolf Fürst Paul Sebastian

Geplant war dieser Erfolg nicht

Die Gault&Millau Hall of Fame 2022: Weingut Rudolf Fürst  

Liebe Leserin, lieber Leser,

im aktuellen Buch „Die besten Weine Deutschlands 2022“ haben wir erstmals in der langen Geschichte unserer Wein-Guides Deutschland zehn Weingüter mit der absoluten Höchstbewertung von fünf roten Trauben ausgezeichnet. Diese Winzer und ihre Erfolgsgeschichten möchten wir Ihnen in unserem Newsletter vorstellen. Heute geben wir Ihnen einen Einblick in das Weingut Rudolf Fürst zwischen Spessart und Odenwald im fränkischen Bürgstadt am Main.

Als Paul Fürst seinerzeit mit dem Weinmachen begann, spielten die Burgundersorten in Franken keine größere Rolle. Fürst allerdings, von Gault&Millau bereits 2003 zu Deutschlands Winzer des Jahres gekürt, wollte dem Burgunder eine Chance geben. Daher suchte er den Austausch mit namenhaften Pinot-Noir-Winzern im Burgund, in Oregon und in der Bündner Herrschaft, um einerseits von diesen Kollegen zu lernen, überdies Erkenntnisse zu gewinnen und speziell die Feinheiten der Rebsorte Spätburgunder optimal zur Geltung bringen zu können. „Nicht ahnend, dass wir eines Tages tatsächlich so weit kommen und so viel erreichen würden. Nein, geplant war dieser Erfolg nicht, der sich ab 1989 mit Nachdruck einzustellen begann.“

Heute also kann sich Paul Fürst ohne falsche Bescheidenheit Burgunder-Pionier des Frankenlandes und durchaus auch von Deutschland nennen. „Neben der gezielt ökologischen Ausrichtung liegt unser zweiter Schwerpunkt auf der konsequenten Durchführung eines burgundischen Ausbaustils, so beispielsweise in der Vergärung ganzer Trauben“, sagt Sohn Sebastian, der, gleich dem Vater, niemals in seinem Leben etwas anderes im Sinn gehabt hatte, als ebenfalls Winzer zu werden. Und der Vater ergänzt: „Wein ist ein Naturprodukt und unsere Grundlage. Wir machen also einfach das, was für den Wein am besten ist. Und wenn die Traube gut ist, wird auch der Wein gut. Am Ende der Ernte wissen wir genau, welchen Schatz wir in Händen halten. Apropos: Es wird bei uns ausschließlich von Hand gelesen.“

Bei der Weinbereitung als solcher setzen Vater und Sohn ebenfalls auf natürliche, schonende und handwerkliche Kellerarbeit. „Durch die lange Lagerung auf der Hefe klären sich die Weine selbst“, sagt Sebastian. Die Rotweine werden nach der offenen Maischegärung in großen Holzbottichen in der Korbpresse gekeltert und liegen schließlich zwischen 13 und 18 Monaten in burgundischen Stückfässern, die 228 Liter fassen. Danach geht’s unfiltriert in die Flasche. Die Weißweine werden nach der schonenden Pressung sowohl in kleinen und großen Holzfässern als auch in Edelstahltanks vergoren und reifen sechs bis 16 Monate.

Seit einigen Jahren ist die Umveredelung alter Spätburgunder-Reben zu einem der wichtigsten Projekte im Hause Fürst geworden. Von 2018 bis 2021 wurden mehrere Parzellen 40 Jahre alter Rebstöcke mit neuen, hochwertigeren Pinot-Knospen besetzt. Deren bereits im Folgejahr der Veredelung sprießende Triebe profitieren von den über Jahrzehnte immer tiefer verwurzelten Reben und sollen schon bald erst kelterwürdige Trauben hervorbringen. In nicht allzu langer Zeit könnten sich also erste Effekte auf Paul und Sebastian Fürsts Weine einstellen, die sich zu beobachten lohnen. Wir bleiben dran!

Ihr

Gault&Millau Deutschland