Die Gault&Millau Hall of Fame 2022: Weingut Dönnhoff
Liebe Leserin, lieber Leser,
in unserem aktuellen Buch „Die besten Weine Deutschlands 2022“ haben wir erstmals in der langen Geschichte unserer Wein-Guides Deutschland zehn Weingüter mit der absoluten Höchstbewertung von fünf roten Trauben ausgezeichnet. Diese Winzer und ihre Erfolgsgeschichten möchten wir Ihnen in unserem Newsletter vorstellen. Heute geben wir Ihnen einen Einblick in das Weingut Dönnhoff im rheinland-pfälzischen Oberhausen an der Nahe.
Steile, anspruchsvolle Weinberge, das schmale Tal zwischen Niederhausen und Schloßböckelheim, das hohe Renommee des Weinguts seines Vaters – all das erschien Cornelius Dönnhoff zu groß und zu eng, als er jung war. Er musste erst einmal weg aus seinem Heimatdorf und machte ab 1999 seine Ausbildung bei Dr. Heger in Baden. „Da hat es klick gemacht. […] Als Winzer mache ich aus Naturprodukten etwas ganz Besonderes und kann Geschmack und Qualität beeinflussen, mich mit meinen Kenntnissen verewigen.“ Nach der Lehre war er noch zu jung, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen – und auch noch nicht reif dafür: „Damals wollte ich möglichst weit weg, irgendwohin, wo Tradition keine Rolle spielt.“
Cornelius Dönnhoff ging also nach Australien und arbeitete einige Jahre bei Jeffrey Grosset, einem der besten Riesling-Winzer außerhalb Europas. Anschließend sammelte er weitere Erfahrungen in Neuseeland. 2007 kehrte er in seine Heimat zurück, studierte Weinbautechnik in Bad Kreuznach und übernahm nach und nach die Verantwortung für das Weingut, seit 2014 leitet er es allein. Seine Erfahrungen aus Australien konnte er in den Hitzesommern der vergangenen Jahre gut anwenden.
Höllenpfad, Krötenpfuhl, Dellchen, Hermannshöhle – Dönnhoffs Weinberge, die sich auf 30 Hektar entlang der Nahe zwischen Bad Kreuznach und Schloßböckelheim erstrecken, tragen märchenhafte Namen. Auf 85 Prozent der Fläche wächst Riesling, ergänzend werden auch Chardonnay, Weiß-, Grau- und Spätburgunder kultiviert.
Mittlerweile kann sich Cornelius Dönnhoff keinen besseren Beruf vorstellen – eine selbständige, halb künstlerische, halb landwirtschaftliche Tätigkeit, bei der er viel draußen ist und mit Menschen zu tun hat. Seine Frau Anne kümmert sich um die Vermarktung, seine Schwester arbeitet ebenfalls im Betrieb. Mit seinem Vater versteht er sich gut, die beiden haben einen ähnlichen Geschmack: „Wir mögen beide elegante, finessenreiche Weine, die keinen lauten, sondern einen fast nachdenklichen Charakter haben.“ Die Fachwelt feiert Dönnhoff für seine Großen Gewächse, er bekommt zuhauf Auszeichnungen und Einladungen zu Präsentationen. Das freut ihn, doch eigentlich würde er lieber im Hintergrund bleiben: „Ich möchte eigentlich gar nicht wahrgenommen werden.“
Auf diese Weise arbeitet Cornelius Dönnhoff abseits großer Aufmerksamkeit auch an seinem neuen Projekt: Im Weinberg Norheimer Dellchen möchte er im Laufe der nächsten Jahre ein Areal erschließen, das mehr als 30 Jahre lang brach gelegen hat. Die zurzeit noch komplett verbuschten Terrassen sollen wieder für den Weinanbau nutzbar gemacht werden und die bereits von Dönnhoffs bewirtschaftete Fläche im Dellchen erweitern. Diese ist vom VDP unter anderem aufgrund ihrer idealen Südausrichtung und äußerst steilen Hanglage als Große Lage eingestuft und mit größter Wahrscheinlichkeit wird auch hier Großes entstehen. Wir bleiben dran!
Fotos: Joachim Baldauf