Die Gault&Millau Hall of Fame 2022: Weingut Robert Weil
in unserem aktuellen Buch „Die besten Weine Deutschlands 2022“ haben wir erstmals in der langen Geschichte unserer Wein-Guides Deutschland zehn Weingüter mit der absoluten Höchstbewertung von fünf roten Trauben ausgezeichnet. Diese Winzer und ihre Erfolgsgeschichten möchten wir Ihnen in unserem Newsletter vorstellen. Heute geben wir Ihnen einen Einblick in das Weingut Robert Weil in Kiedrich am Rhein.
Kiedrich im Rheingau hat nicht einmal 4.000 Einwohner – aber ein Weingut von Weltruf. Das Weingut Robert Weil, dessen Verwaltung in einem historischen Gutshaus mit schmucker Fachwerkfassade untergebracht ist, wirkt nicht nur optisch wie ein französisches Château:
Die edlen Rieslinge aus dem Rheingau haben international längst einen genauso guten Namen wie französische oder italienische Spitzenweine. Und obwohl das Weingut schlicht „Robert Weil“ heißt – nach dem Urgroßvater des derzeitigen Chefs Wilhelm Weil –, gibt es, passend zur Schloss-Atmosphäre, sogar einen richtigen Burgturm. Man sieht ihn vom neuesten Teil des Guts aus den Panoramafenstern des modernen Showrooms. „Da drüben ist meine persönliche Lieblingslage“, sagt Wilhelm Weil. Er zeigt auf den Turmberg, einen steilen Hügel, der von einem weiß getünchten Turm gekrönt ist. Die Weine vom Turmberg und vom benachbarten Gräfenberg waren schon vor mehr als 100 Jahren europaweit begehrt, sie wurden an Königshäusern und in Grandhotels ausgeschenkt. Und ihr Renommee ist ungebrochen – der Gräfenberg ist die europaweit einzige Lage, in der in einer durchgehenden Folge der Jahrgänge von 1989 bis heute alle Qualitätsstufen bis zur Trockenbeerenauslese geerntet werden konnten.
Das liegt zum einen an den idealen natürlichen Bedingungen, die dort gegeben sind: Der phyllithaltige, mit Lösslehm durchsetzte Boden kann gut Wasser speichern, der Wald am oberen Rand und der Rhein bringen genug Feuchtigkeit und Kühle auch in heißen Sommern. Zum anderen liegt es immer auch am Wissen, am Geschmack und am Händchen des Winzers, wie ein Wein schmeckt. „Weine sind immer eine Verschmelzung von Natur und Mensch“, sagt Wilhelm Weil.
Auf 90 Hektar baut er ausschließlich Riesling an, mit umweltschonenden Methoden und minimalen Eingriffen in die Prozesse der Gärung und Reifung. „Das ist kontrolliertes Nichtstun“, sagt Wilhelm Weil mit gekonntem Understatement, „wir lassen der Natur möglichst ihren Lauf.“ Das kontrollierte Nichtstun hat Weil so perfektioniert, dass die Jahrgänge meist ruckzuck ausverkauft sind, sobald sie auf den Markt kommen. 800.000 Flaschen produziert das Weingut jährlich; damit gehört Weil nicht zur Weinindustrie, es handelt sich eher um eine kunsthandwerkliche Manufaktur.
Mit weitsichtigen Investitionen in Keller und Weinberg und mit der Einführung des tiffanyblauen Etiketts hat es der Urenkel des Gründers geschafft, dem Weil-Riesling zu weltweiter Aufmerksamkeit zu verhelfen. Den großen Namen seiner Vorväter empfand er anfangs als Bürde, später wandelte er dann das schwere Erbe in eine eigene Erfolgsgeschichte um. Die gelungene Verbindung von Tradition und Moderne drückt sich aber nicht nur architektonisch aus, sondern auch inhaltlich in seiner Zukunftsstrategie: Weil plant ein Weinarchiv, wo er einen kleinen Teil der Großen Gewächse einlagern und erst nach einigen Jahren auf den Markt bringen will.
Eine spannende Neuerscheinung aus dem Hause Weil, die die Weinwelt seit kurzer Zeit immer wieder ehrfürchtig aufhorchen lässt, ist der Riesling Monte Vacano, ein Wein mit historisch-familiärem Hintergrund, der bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht: zu den Edlen von Vacano.
Im steilsten Teil des Kiedricher Bergs mit höchstem Phyllit-Anteil gewachsen und über zwei Jahre im traditionellen Holzfass ausgebaut, entstand ein trockener Riesling, dessen Reifepotential über viele Jahrzehnte hinausgehen und dem Anspruch folgen soll, auf der Bühne der weltbesten Weißweine mitzuspielen. Ein Anspruch, von dessen Erfüllung wir im Angesicht der großen Leistungen Weils ohne Zweifel ausgehen können.