Die jungen Weintalente Deutschlands
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TEXT Gault&Millau Redaktion Deutschland | TITELFOTO birdyfoto
Im Gault&Millau Weinguide haben wir zum dritten Mal die Next Generation der deutschen Winzerinnen und Winzer ausgezeichnet. Diese aufstrebenden Talente aus den verschiedenen Anbaugebieten Deutschlands bringen mit frischen Ideen und großer Leidenschaft neue Impulse in den Weinbau und stehen für eine vielversprechende Zukunft. Heute stellen wir Ihnen im Interview Anna Marie Seeger vom Weingut Seeger aus Baden vor.
Welche Werte und Prinzipien leiteten dich bei deiner Arbeit als Winzerin?
Für mich ist Respekt die wichtigste Konstante in allem, was ich tue. Respekt vor der Natur und meinen Weinbergen. Respekt im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen und der gegenseitige Respekt in unserem Team. Darüber hinaus sind für mich Ehrlichkeit und Wertschätzung die wichtigsten Prinzipien, die mich in meinem Leben und meiner Arbeit begleiten.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für dich in Bezug auf Anbau- und Produktionsmethoden?
Als Winzerin in der 13. Generation ist Nachhaltigkeit für mich von enorm großer Bedeutung. Das Privileg, diesen Beruf ausüben zu dürfen, verdanke ich größtenteils meinen Vorfahren, die schon vor Jahrhunderten unsere Weinberge bewirtschaftet und uns durch ihren respektvollen Umgang mit der Natur ermöglicht haben, heute dem selben Handwerk nachzugehen. Dieses Zusammenspiel aus Menschen und Natur spiegelt sich letztendlich auch in unseren Weinen wider.
Wie gelingt dir die Balance zwischen Tradition und Innovation?
Tradition bedeutet für mich nicht zwangsläufig die Abkehr von Innovation oder moderner Techniken. Vielmehr schafft Tradition für mich die Grundlage, mithilfe bewährter Methoden nachhaltigen, naturverbunden Weinbau zu betreiben. Darüber hinaus bediene ich mich sowohl traditioneller als auch moderner Techniken, um mich auszuprobieren und dann letztendlich Weine zu kreieren, in denen ich mich selbst wiederfinde.
Wie gehst du mit den Herausforderungen des Klimawandels um?
Für mich lässt sich diese Frage auch wieder mit einem Balanceakt aus Tradition und Innovation beantworten. Alles in allem möchte ich einen vorausschauenden Blick bewahren und offen für innovative Methoden und den Wandel im Weinbau sein, dabei aber altbewährte Methoden nicht aus den Augen verlieren. Um zukünftig den langen Trockenperioden entgegenzuwirken, setze ich auf einen guten und vor allem gesunden, lebendigen Boden mit tief verwurzelten Rebanlagen.
Andererseits möchte ich bspw. durch den Einsatz von Piwis zukünftige Herausforderungen, die mit hohem Niederschlag und Unwetter einhergehen, bestmöglich antizipieren.
Welche Ratschläge gibst du anderen jungen Menschen für ihren Start in den Beruf?
Probier‘ dich aus und habe keine Scheu davor, zu scheitern. Nimm dir Kritik nicht zu sehr zu Herzen und lerne sie zu differenzieren. Sei selbstbewusst, aber niemals arrogant und umgebe dich mit Leuten, von denen du lernen kannst und die dich in deinem Werdegang unterstützen, anstatt dir Steine in den Weg zu legen.
Wenn du deinen Wein als Musikstück beschreiben würdest, welcher Song wäre es?
Can’t play myself von Skepta – In einer Hommage an Amy Winehouse verleiht Skepta, der sowohl als Rapper und DJ bekannt ist, dem Lied „Tears dry on their own“ seine persönliche Note und zollt gleichzeitig Respekt an das großartige Werk von Amy Winehouse.
Deine Botschaft an die Branche!?
Ich nehme unsere Branche als sehr kompetitiv wahr und würde gerne andere junge Winzerinnen und Winzer dazu ermutigen, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Erfolge zu feiern, um dem deutschen Weinbau eine gute Zukunft zu ermöglichen.