Gastrobeben in Andernach

Henke, Hahn, Henss gehen

Am 20. Juni erscheint der Gault&Millau 2022 – und mit ihm auf Seite 49 die Vermutung, Nicholas Hahn, den wir zu den absoluten Toptalenten seiner Generation am Herd zählen, werde mit seinem „Ai Pero“ (2021: 17 Punkte) im Andernacher Gastroimperium der Familie Doetsch ein wenig stiefmütterlich behandelt, verdiene dringend eine adäquate Bühne. Die findet er nun schneller als gedacht anderorts: seit Anfang des Monats ist Hahn unter außerordentlich unerfreulichen Umständen aus dem Unternehmen ausgeschieden. Und nicht nur er! Auf bemerkenswerte Weise ist es den über die Jahre von enormem Erfolg gesegneten kulinarischen Liebhaberprojekten von Rolf und Petra Doetsch auch noch gelungen, die Ausnahmeköchin Sarah Henke („Yoso“, 15 Punkte) zu verlieren – und mit Marian Henss außerdem einen der fähigsten Restaurantleiter und Sommeliers der Republik („Purs“, 18 Punkte). Das Ausmaß des Verlusts von Henss für die gastronomische Szene hierzulande wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wohin ihn sein Weg als nächstes führt: als „Director of Restaurants“ mit umfassender Verantwortung in Nick Brils Antwerpener „The Jane“. Nicholas Hahn sortiert einstweilen für ein paar Wochen in einem schicken Popup auf Sardinien (unter Beteiligung von Tohru Nakamura) die Angebote und Sarah Henke schaut sich sicher auch nicht allzu lange nach einer neuen Wirkungsstätte um. Man kann den Doetschs nur wünschen, dass sie etwas in der Region findet – sonst könnte es sein, dass Christian Eckhardt auch noch von der Bildfläche verschwindet. Der ist nämlich nicht nur der herausragende Küchenchef des „Purs“, sondern auch mit Sarah Henke verheiratet…

Dr. Christoph Wirtz 

Chefredakteur Gault&Millau Restaurantguide

Fotos: IMAGO / Sven Simon und Mirco Taliercio

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