Ankommen – ein Besuch in Engelberg

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TEXT | FOTOS Hans Fink

Wir haben Engelberg besucht und empfehlen den Aufenthalt in diesem hochgelegenen Bergparadies. Auf nicht zu vielen Quadratmetern entfaltet sich eine genussreiche Vielfalt, die man unbedingt erlebt haben muss.

Es endet mit Wolfenschiessen – keine Angst, hier geht es nicht um die Jagd auf die gleichnamigen Tiere. Vielmehr ist der Schweizer Ort das letzte größere Dorf, bevor es in Kehren die Straße hinauf nach Engelberg im Kanton Obwalden geht. Das Tal, das wir bis dorthin durchfahren haben, vom malerischen Luzern kommend, bietet eine wunderschöne Landschaft mit Bilderbuch-Bauernhöfen, umgeben von Wäldern und massiven Bergen. Blöd, dass wir so spät unterwegs sind und es schon sehr dunkel ist. Wir bekommen davon leider nicht mehr viel mit. Wir steuern das Auto mit Tunnelblick, im wahrsten Sinne gibt es da einige zu durchfahren, Richtung Ankunft. So müssen wir auch die bekannte Wallfahrtskirche Maria Rickenbach dort als lohnende Pretiose erwähnen, ohne dass es die Zeit gab, sich auf diese Pilgerfahrt zu machen. Es ist mittlerweile 10 Uhr abends und wir avisieren das Hotel, einige deutliche Höhenmeter weiter.

Das Kempinski Engelberg ist ein bemerkenswertes Haus im Stil der großen Schweizer Hotels aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Es leuchtet uns strahlend den Weg zur Hotel-Vorfahrt. Der Check-in ist sympathisch unkompliziert, und mit der Zimmerkarte ausgestattet, hasten wir in unser Zimmer und entledigen uns unseres ohnehin nicht umfangreichen Gepäcks. Ankunft in spirituellen und östlichen Philosophien, etwa im Zen-Buddhismus oder Daoismus, wird als Zustand der Gegenwärtigkeit und der inneren Ruhe verstanden. Im Zen etwa gibt es keine fixe Vorstellung eines Endziels; das Leben wird als fortlaufende Praxis verstanden, in der Ankunft und Reise verschmelzen. „Anzukommen“ bedeutet, sich dem Moment hinzugeben und das „Hier und Jetzt“ zu erleben, frei von Vorstellungen über die Zukunft oder die Vergangenheit. Wir sind hiermit bereit anzukommen und eilen zur Hotelbar, um ein Ankunfts- und gleichzeitig Gute-Nacht-Glas zu nehmen – mit einem Wein aus der Luzerner Gegend, den wir bisher noch nicht getrunken haben. Einen Sauvignon Blanc Rosenau 2023 vom Weingut Ottiger, mit Holunder-, Limette- und Passionsfrucht-Düften, ein perfekter Meeresfrüchte-Begleiter mit Ausdrucksstärke. Die Kellerei und deren beiden Winzer sind zu den Rookies of the Year durch unsere Schweizer Kollegen von Gault&Millau gewählt worden und haben sicherlich noch einen großartigen Weg vor sich, zukünftig unter neuem Namen „Kastanienbaum“.

Wir legen eine kleine Schlaf-Erholungspause ein, morgen geht es weiter mit unserer Ankunft! Die Zimmer des vor nicht allzu langer Zeit renovierten und neugebauten Luxus-Hotels sind von gönnerhafter Eleganz und Größe, geschmackvoll eingerichtet mit eigener Handschrift. Die Wahl der Suiten und Luxury-Zimmer fällt schwer – gute Nacht, liebe Vielfalt.

Mit einem Espresso bereiten wir uns am nächsten Morgen auf den Ort vor. Wir haben das Roof-Top-Spa nicht besucht, was ein Fehler ist, denn es gibt hier eine Vielzahl an Angeboten, und der Blick aus dem großen Pool ist besonders. Apropos Ort: Ein besonderer Platz, der Geschichte und lebendige Gegenwart verbindet. Engelberg hat sich vom spirituellen Zentrum zu einem besonderen Urlaubsort in der Schweiz entwickelt.

Die Geschichte Engelbergs begann 1120, als der adlige Konrad von Sellenbüren das Benediktinerkloster Engelberg gründete. Der Legende nach zeigte ihm ein Engel diesen Ort, was dem Kloster den Namen „Engelberg“ einbrachte. Das Kloster wurde schnell zum kulturellen und geistlichen Zentrum der Region, mit maßgeblichen Beiträgen zur Bildung und Landwirtschaft. Es beherbergte eine der bedeutendsten Bibliotheken der Schweiz. Trotz eines Brandes im 18. Jahrhundert wurde das Kloster rasch wieder aufgebaut. Die barock gestaltete Klosterkirche ist das Herzstück Engelbergs.

Mit der Erschließung durch Straßen und Eisenbahn um die Jahrhundertwende begann sich Engelberg zu wandeln. Bereits im 19. Jahrhundert entdeckten Touristen das Bergdorf. Mit dem Aufkommen des Skisports Anfang des 20. Jahrhunderts gewann Engelberg noch mehr an Bedeutung, und die Gründung der Titlis-Bergbahnen 1913 legte den Grundstein für das heutige Skigebiet.

Engelberg heute: Natur, Sport und Kultur
Heute ist Engelberg eine moderne Tourismusdestination, die jährlich zehntausende Besucher anzieht. Die Infrastruktur ist bestens ausgebaut, und Engelberg bietet sowohl im Sommer als auch im Winter ein vielseitiges Freizeitprogramm.

Der Titlis, der Hausberg, ragt mit 3.239 Metern empor und ist ganzjährig zugänglich. Die Titlis-Drehgondelbahn führt Besucher bis auf den Gipfel, wo sie eine atemberaubende Aussicht und Aktivitäten wie die Besichtigung der Gletscherhöhle genießen können. Im Winter ist Engelberg ein Paradies für Skifahrer und Snowboarder mit über 80 Kilometern präparierter Pisten. Auch Off-Piste-Routen sind beliebt, und Engelberg ist ein bekannter Treffpunkt für Freerider. Weitere Winteraktivitäten umfassen Langlaufen und Schneeschuhwandern.

Im Sommer ist Engelberg ebenfalls ein attraktives Ziel. Das Wanderwegenetz erstreckt sich über 500 Kilometer, und für Mountainbiker und Kletterer bieten sich ideale Bedingungen. Familien und Genusswanderer finden spezielle Routen und zahlreiche Berghütten mit regionalen Spezialitäten.

Mit diesen Informationen besteigen wir die Titlis-Bahn, ein Monument der Bergfahrt. Herzog & de Meuron, Architekten der Elbphilharmonie, sind für die Neugestaltung verantwortlich. Die neue Bergstation wird sich harmonisch in die alpine Umgebung einfügen und mit markanter Architektur Akzente setzen. Das Projekt wird das Verständnis für alpine Architektur weltweit prägen und die Bedeutung der Umwelt für die Schweiz betonen.

Die Zukunft ist groß!

Was bleibt, ist die gastronomische Versorgung. Es gibt viele Restaurants und Verköstigungen an den Bahn-Stationen – Asiaten, Amerikaner, Inder – die Vielfalt der internationalen Berg-Pilger ist groß, und für alle wird gesorgt.

Wir fanden das Bistro 1800 besonders einnehmend, von Austern bis Pfifferlinge, auch die Weinkarte ist sehr schön sortiert. Die gastronomische Verantwortliche Andrea Kapp behält stets die Qualität im Blick.

Auch im Ort gibt es großartige Entdeckungen. Nach der Bergtour waren wir im Restaurant Spannort und begeistert. Wie die Gault&Millau-Tester schreiben: „Das junge Team um Gastgeber André Keller hat das Restaurant kulinarisch wachgeküsst.“ Zwei Hauben waren es den Testern wert. Auch das Kempinski begeistert mit der Brasserie „Cattani“, die eine ambitionierte Mittelmeerküche bietet. Michéle Müller sei Dank, die hier das Zepter in der Hand hält.

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