Spitzenköchinnen Alice Waters, Tanja Grandits, Elena Arzak

Frauen an den Herd – es wird Zeit!

Liebe Leserin, lieber Leser,

kürzlich war ich zu einem interessanten Symposium eingeladen, Thema: „Female Leadership – Frauen in Führung“. Es diskutierten Unternehmerinnen, Professorinnen, Journalistinnen, Verbandsgeschäftsführerinnen, Politikerinnen, Oberlandesgerichts-vorsitzende und Sportfunktionärinnen. Keine Küchenchefin.

Gut, könnte man resigniert seufzen: die Gastronomie fristet ihr Dasein hierzulande ohnehin unterhalb der gesellschaftspolitischen Wahrnehmungsschwelle, keine Überraschung also. Andererseits erwirtschaften mehr als 70.000 Restaurants in Deutschland einen jährlichen Umsatz von rund 31 Milliarden Euro. Und jetzt Hand aufs Herz, liebe Leserin, lieber Leser: Wie viele Spitzenköchinnen fallen Ihnen spontan ein?

Natürlich sind die Ursachen der Misere vielfältig, von familienunfreundlichen Arbeitszeiten über die traditionell oft rauen Umgangsformen am Herd bis zu den physischen Herausforderungen des Berufes. Und doch ist es ein unhaltbarer Zustand, dass den Frauen nach wie vor mit größter Selbstverständlichkeit der Platz am heimischen Herd überlassen wird, während die gastronomischen Lorbeeren von Männern eingeheimst werden.

Dass es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt, liegt auf der Hand. Umso wichtiger ist es, immer wieder auf die herausragenden Vorbilder hinzuweisen, die es inzwischen ja glücklicherweise auch gibt: Auf Sigi Schelling und ihren „Werneckhof“ in München, auf Douce Steiner vom „Hirschen“ in Sulzburg, auf Sarah Henke im „Yoso“ in Andernach oder Nathalie Leblond vom „Les Deux“ in München. Und natürlich auf ihre großartigen internationalen Kolleginnen, auf Clare Smyth und Elena Arzak, auf Lanshu Chen und Nadia Santini, auf Alice Waters, Pía León, Tanja Grandits, Dominique Crenn, Hélène Darroze und natürlich Anne-Sophie Pic. Über sie wollen wir künftig immer mal wieder berichten.

Es gibt viel zu tun. Aber, und auch das habe ich beim Unternehmer-Symposium gelernt, es gibt auch Hoffnung: Seit ein paar Monaten amtieren in den Vorständen der an der Frankfurter Börse notierten deutschen Unternehmen eine Handvoll mehr Frauen, als Männer, die Thomas oder Michael heißen. Immerhin…

Ihr,

Christoph Wirtz

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