Zur ProWein 2024 kamen weniger Aussteller und weniger Besucher, die Stimmung war trotzdem gut
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TEXT Anke Kronemeyer / FOTO Constanze Tillmann
47.000 Besucherinnen und Besucher kamen zur ProWein, die von Sonntag bis Dienstag in Düsseldorf stattgefunden hat. Das waren rund 2000 weniger als im vergangenen Jahr und sogar 14.500 weniger als im Super-Jahr 2019. Gleichwohl herrschte eine gute Stimmung vor allem in den Hallen 1, 4 und 16, die Verkostungen und Masterclasses waren zum großen Teil ausgebucht, und viele Fachbesucher waren in regen Gesprächen mit den Ausstellern und probierten sich durch den neuen Jahrgang.
Die Messe Düsseldorf zog nach diesen drei Tagen eine positive Bilanz – trotz des Bahnstreiks, der vielen Besuchern am letzten Messetag einen Strich durch ihre geplante Reise machte. „Wir müssen ganz schön viel organisieren, damit unsere ausländischen Aussteller schon am Montag abreisen konnten und nicht in den Bahnstreik am Dienstag kamen“, berichtet Pressesprecherin Christiane Schorn. Dieser Streik-Stress trübte – wie schon im vergangenen Jahr – ein wenig die Stimmung. Trotzdem fiel die Bilanz gut aus. „Keine andere Fachmesse bietet ein derart breites Angebot wie die ProWein. In Düsseldorf sind alle internationalen Anbaugebiete vertreten“, sagt Projektleiter Peter Schmitz. Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI): „Die deutschen Aussteller haben insbesondere von zahlreichen internationalen Fachbesuchern profitiert, die großes Interesse an den Weinen aus den deutschen Regionen zeigten und von den Qualitäten des neuen Jahrgangs sehr angetan waren.“
Die Themen der Messe
Neu in diesem Jahr war eine eigene Halle für Spirituosen: ProSpirits lockte in Halle 5 zu zahlreichen Trendshows und Tastings rund um Brandy, Wodka oder Liköre. 420 Aussteller aus 40 Ländern präsentierten dort ihre Produkte und trafen auf ein neugieriges, vornehmlich junges Publikum aus der Bar- und Cocktailszene. „Dieses Konzept war eine Premiere und ein voller Erfolg“, so Pressesprecherin Schorn. Sie lacht: „Ich habe noch nie so viele Männer mit langen Bärten wie in dieser Halle 5 gesehen.“
Großes Messe-Thema waren außerdem Bio-Anbau, Klimawandel und ganz generell die Nachhaltigkeit. Verbände und Initiativen wie Bioland, Demeter, Ecovin, Fair’n Green, Respekt Biodyn und Vignerons de Nature waren vertreten und informierten darüber, wie sich ihre Mitglieder für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen. Bei der Sonderschau „Packaging & Design“ wurden Alternativen zur Glasflasche vorgestellt. Der Bio-Wein-Bereich war mit 300 Ausstellern vertreten.
Das Thema alkoholfreier Wein und Sekt spielte eine noch größere Rolle als im vergangenen Jahr. In einer eigenen Verkostungszone konnten sich die Besucher von Stand zu Stand durchprobieren und den besten ent-alkoholisierten Wein für sich entdecken. Viele Weingüter bieten mittlerweile mindestens einen Wein oder Sekt an, dem sie den Alkohol entzogen haben.
Probieren war ebenfalls angesagt am Stand des Deutschen Weininstituts (DWI), das 20 verschiedene Piwi-Weine verkosten ließ. Das überzeugte sogar den einen oder anderen Besucher, der diesen Weinen aus pilzwiderstandsfähigen Trauben bisher mit Vorurteilen begegnet war.
Es ging aber auch um neue Techniken: um den Robotereinsatz im Weinberg, um Künstliche Intelligenz, die den passenden Wein aussucht oder ein Etikett nach bestimmten Vorgaben gestaltet.
Prominente Gäste
Dass immer mal wieder prominente Besucher in den Hallen gesichtet werden, gehört zu jeder Messe dazu. In diesem Jahr präsentierte zum Beispiel Comedian und Schauspieler Max Giermann seinen Wein „Gier auf…“, den er gemeinsam mit dem badischen Winzer Thomas Walz auf die Flasche gebracht hat. Schauspieler Dietmar Bär bewarb den Wein „Bühnenzauber“ aus dem Weingut Stefan Fritzen von der Mosel. Ein Teil des Verkaufserlöses kommt Künstlern über die Götz-George-Stiftung zugute. Dietmar Bär probierte auf der Messe zwar einen Schluck von dem Chardonnay („leicht und frisch“), wollte aber seine Fastenzeit nicht wirklich unterbrechen. Dafür plauderte er über sein Bühnenengagement; Bär gastiert gerade mit Heinz-Erhardt-Texten in verschiedenen Städten und dreht ab dem nächsten Monat wieder für einen neuen Köln-Tatort.
Planung für 2025
Für die Messe-Veranstalter heißt es jetzt Resümee ziehen und Strategien für die nächsten Jahre entwickeln. So hagelte es in diesem Jahr Kritik an den hohen Hotelpreisen in Düsseldorf. Dafür ist die Messe nicht verantwortlich, gleichwohl lehnen viele Messebesucher es ab, in einem überteuerten Hotel zu übernachten und buchen stattdessen im Umland oder verzichten gleich ganz auf eine Anreise. Der Verband der Prädikatswinzer (VDP) kündigte an, mit dem Dehoga als Hotellerie-Dachverband ein Gespräch zu suchen. Aber auch die Messe steht in der Kritik wegen gestiegener Standmieten. „Die müssen wir jedes Jahr erhöhen“, so Executive Director Michael Degen auf Gault&Millau-Anfrage. „Wir liegen mit unseren Preisen aber immer noch unter denen der Pariser Weinmesse.“ Diese Weinmesse wird als immer größer werdende Konkurrenz zur Düsseldorfer Messe angesehen. Der Termin für die nächste ProWein steht schon mal fest: Sie findet vom 16. bis zum 18. März 2025 statt.
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