Sie haben „Geliebte Köchin“ mit Juliette Binoche noch nicht gesehen? Sollten Sie aber. Es ist ein Film, der Genießerinnen und Genießer glücklich macht.
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TEXT & INTERVIEW Arno Makowsky | FOTO Carole Bethuel
Sanft schmort das Kalbskarree in der Kupferpfanne, es zischt verheißungsvoll, wenn die Köchin Eugénie (Juliette Binoche) das feingeschnippelte Gemüse dazugibt, mit Wein aufgießt, Kräuter dazulegt. Minutenlang fährt die Kamera über den Herd, über dampfende Töpfe und Pfannen, über eingerollte Wirsingblätter, gebratene Wachteln und den Steinbutt im Milchsud. Man glaubt, der Duft ziehe durch den Kinosaal, so verführerisch ist das alles in Szene gesetzt.
Frankreich im 19. Jahrhundert, ein Landgut in der Provinz, eine Idylle mit blühenden Wiesen und lieblichen Salatbeeten. Hier zelebriert ein etwas versponnener Schöngeist und Meisterkoch namens Dodin Bouffant mit seinen Freunden ausschweifende Abendessen. Zur Seite steht ihm dabei die überaus charmante Eugénie, mit der er seit Jahrzehnten die Küche (und gelegentlich auch das Bett) teilt. Das war’s weitgehend an Handlung, die Verwicklungen beschränken sich auf die Frage, ob die beiden heiraten (erst nicht, dann schon) und was es mit den Schwächeanfällen der schönen Köchin auf sich hat (nichts Gutes).
So sind neben der wirklich zauberhaft abgründig lächelnden Juliette Binoche und dem grummelig-sympathischen Benoît Magimel als Dodin die eigentlichen Stars dieses Films das saftige Perlhuhn, die pürierten Erbsen, die Markknochen, das knusprige Mille-Feuille und die Consommee unter der Blätterteighaube. Nicht zu vergessen die herrlichen Rotweine, die Dodin und seine Feinschmecker-Kumpane unter Tüchern inhalieren als würden sie eine Bronchitis bekämpfen. Schließlich geht es um die völlige Kompromisslosigkeit beim Genuss, um eine Lust, die allen erotischen Anwandlungen der Hauptfiguren mindestens ebenbürtig ist.
So sei dieser wunderbare Film des vietnamesischen Regisseurs Trân Anh Hùng allen Menschen ans Herz gelegt, die zwischendurch mal kein Sozialdrama, sondern ausschweifendes Genusskino erleben wollen.
Die Gault&Millau-Redaktion hat einen kleinen Betriebsausflug zu „Geliebte Köchin“ unternommen.
Hier unsere Eindrücke:
„In ‚Geliebte Köchin‘ wird die Kunst des Kochens meisterhaft in Szene gesetzt. Jede Szene ist ästhetisch ansprechend und macht den Film zu einem visuellen Genuss. Besonders beeindruckend ist die Komplexität der verschiedenen Suppen und Brühen, die Lust darauf macht, selbst den Kochlöffel zu schwingen. Trotz des eher knappen Inhalts macht es Spaß, zuzuschauen und sich von den kulinarischen Kreationen inspirieren zu lassen.“
Han Luu
„Die Kunst des Kochens und des Liebens – sehr sinnlich. Bei jedem einzelnen Gericht wäre ich gerne bei der Zubereitung in dieser wunderbaren Landküche mit dabei gewesen.“
Sandra Mair
„Ich könnte mir den Film sofort nochmal ansehen. Wegen der herrlichen Kochszenen natürlich, vor allem aber wegen Juliette Binoche. In ihrem Ausdruck spiegelt sich die ganze Bandbreite der menschlichen Empfindungen. Liebe, Spott, Verzweiflung, das alles kann sie in einen Blick legen. Ich schwärme seit Jahrzehnten für sie.“
Arno Makowsky