5400 Aussteller aus 65 Ländern sind dabei, wenn von Sonntag bis Dienstag (10.-12. März) wieder die Fachmesse ProWein in Düsseldorf in 13 Messehallen stattfindet. Die erste ProWein wurde übrigens 1994 für exakt 1517 Besucher ausgerichtet. Die Messe Düsseldorf spricht vom 30. Jahr der ProWein – wohl wissend, dass 2020 und 2021 die Messen corona-bedingt ausfallen mussten und die „echte“ 30. Messe also noch aussteht. Fest steht, dass es in diesem Jahr keine Weinbauregion gibt, die nicht in Düsseldorf präsent ist. Mit 1200 Ausstellern ist Italien wieder an der Spitze, gefolgt von Frankreich (800) und Deutschland (700). Ganz neu sind Winzer aus Texas, die mit ihrem Wein aus den USA anreisen.
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TEXT Anke Kronemeyer | FOTO Constanze Tillmann
Die „Leistungsschau für den neuen Jahrgang“ (Monika Reule, Deutsches Weininstitut) kündigt sich mit unterschiedlichen Themen und Schwerpunkten an. Dabei geht es um Trends und um den Blick nach vorn, um neue Entwicklungen zum Beispiel bei Künstlicher Intelligenz und dem Einsatz von Robotern im Weinberg, der Blick zurück gehört aber genauso dazu.
Der Blick zurück
Und dieser Rückblick ist ambivalent. Zwar gab es ein Umsatzplus für deutsche Weinexporteure, der Absatz von Wein ging in Deutschland aber zurück. Erst einmal die gute Nachricht: Die Umsätze auf den Weingütern sind im Vergleich zu 2022 gestiegen: exakt um vier Prozent auf 384 Millionen Euro, so das Deutsche Weininstitut (DWI). Dabei wurde der Preis ab Hof berechnet. Und der hatte sich erhöht – auf Basis der gestiegenen Preise zum Beispiel für Energie oder Glas. Monika Reule vom DWI: „Für jeden Liter Wein, der ins Ausland transportiert wurde, bekam ein Winzer 3,35 Euro und damit 20 Cent mehr als 2022.“ Am meisten nachgefragt sei hier der Riesling – zum Beispiel in den USA, in Norwegen, in den Niederlanden und in Polen.
Weinkonsum ist gesunken
Innerdeutsch sehen die Zahlen nicht ganz so gut aus: Jeder Verbraucher über 16 Jahre hat 1,1 Liter weniger Wein getrunken als im Jahr zuvor. Reule: „Vor allem einkommensschwache Haushalte verzichteten letztes Jahr öfter auf Wein, während die finanziell besser gestellten Haushalte ihren Weinkonsum kaum eingeschränkt haben.“ Der Lebensmitteleinzelhandel hat leicht Marktanteile verloren, der Online-Handel stieg dagegen.
Themen der Messe
Alkoholfeier Wein Weil sich immer mehr – vor allem jüngere – Endverbraucher für alkoholfreien Wein oder Sekt interessieren, spielt dieses Segment erneut eine große Rolle. Alkoholfreie, beziehungsweise ent-alkoholisierte Getränke haben im Handel 27 Prozent mehr Käufer gefunden, Tendenz steigend. Eine Sonderfläche in Halle 1 widmet sich diesem Thema, dort kann umfänglich verkostet werden.
Nachhaltigkeit Dabei geht es um Verpackungsalternativen zur teurer gewordenen Glasflasche mit zum Beispiel Bag-in-Box, Edelstahl-Kegs, recyclebaren Alu-Dosen oder PET-Flaschen. Passend zum Thema präsentieren sich aber auch Verbände und Initiativen wie Bioland, Demeter, Ecovin, Fair’n Green oder Respekt Biodyn. Bei der Organic World stellen sich zahlreiche Biowinzer vor. Zum Thema Nachhaltigkeit gehört aber auch das große Thema Piwi-Wein. Und genau diesen Begriff, der sich aus den pilzwiderstandsfähigen Rebsorten ableitet, wollen die 60 Mitglieder einer neu gegründeten Initiative gerne umbenennen und sie fortan nur noch – analog zum Namen ihres Zusammenschlusses – „Zukunftsweine“ nennen. Sie informieren auf der Messe über den Vorteil des Piwi-Anbaus. Piwi-Weine spielen in diesem Jahr auch die Hauptrolle am Stand des Deutschen Weininstituts. Dort kann man zum ersten Mal 20 verschiedene Sorten verkosten. Motto: Grapes for the future.
Ökoweinbau, Biowein
Der ökologische Weinbau wächst von Jahr zu Jahr, mittlerweile beträgt die Rebfläche 13.800 Hektar. Damit hat der Ökoweinbau einen Anteil von 13,6 Prozent. Weine aus ökologischer Erzeugung werden immer mehr nachgefragt. Im rückläufigen Weinmarkt haben die Bioweine keine Einbußen hinnehmen müssen, so das DWI.
Schwerpunkt Spirituosen
Eine komplette Halle widmet sich an den drei Messetagen Likören, Bränden, Wodka, Whisky & Co. Hier zeigen 300 Aussteller aus mehr als 40 Ländern, welche Spirituosen produziert werden, welche besonders beliebt sind und was man alles daraus mixen kann. Zum Beispiel, wenn Trendscout Jürgen Deibel zum „TrendHour Tasting Spirits“ einlädt. Der Spirituosen-Markt spielt wirtschaftlich eine nicht unerhebliche Rolle: Der Umsatz belief sich zuletzt auf 3,5 Milliarden Euro, so Angelika Wiesgen-Pick vom Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure.
Hohe Hotelpreise, Konkurrenz aus Paris
Die Messe Düsseldorf geht trotz gesunkener Ausstellerzahl (5400 statt 6000) zuversichtlich in die drei Messetage. Zuletzt hatte es einige Kritik an Messe und Hotellerie in Düsseldorf gegeben. Winzer Martin Tesch sprach in einem Interview von „Mondpreisen“ für die Hotelzimmer, andere Winzer verzichten komplett auf eine Reise nach Düsseldorf, wieder andere übernachten günstiger in Randgebieten im Kreis Neuss oder Kreis Viersen. Erhard Wienkamp, Geschäftsführer der Messe, auf Nachfrage von Gault&Millau: „Wir nehmen diese Kritik sehr ernst, sind in Gesprächen mit Dehoga und Hotels und wissen, dass wir zum Beispiel in Sachen ÖPNV im Umland kreative Lösungen finden müssen.“ Die überhöhten Hotelpreise von bis zu 400 Euro pro Nacht seien aber sicher „ein Ärgernis“. Dass viele Winzer in diesem Jahr die Pariser Weinmesse der Düsseldorfer Messe vorzogen, wurde natürlich auch registriert. Wienkamp: „Mit Paris ist ein Wettbewerber gut unterwegs. Wir gucken uns sehr genau an, was die machen.“
ProWein goes city
Parallel zur ProWein, die nur für Fachbesucher geöffnet ist, findet in und um Düsseldorf ab dem heutigen Freitag bis Dienstag wieder die Aktion ProWein goes city statt: Rund 60 Restaurants, Wein- oder Champagnerhändler, Vinotheken und Weinbars beteiligen sich mit Verkostungen, servieren Menüs inklusive Weinbegleitung oder laden zu einem unkomplizierten Treffen an den Weinstand auf dem Carlsplatz. Detaillierte Infos zum Programm unter www.prowein-goes-city.de