Weibliche Weltspitze am anderen Ende der Landkarte

Liebe Leserin, lieber Leser,

nachdem wir Ihnen in den letzten Monaten bereits zahlreiche außergewöhnliche Köchinnen auf unserem Instagram-Profil vorgestellt haben, möchten wir diese Reihe nun auch auf unseren Newsletter ausweiten. Die kulinarische Welt ist voll von weiblichen Persönlichkeiten, die Großes leisten und dafür nicht die Anerkennung bekommen, die ihnen gebührt. Wir möchten zu mehr Sichtbarkeit und Repräsentanz beitragen und stellen Ihnen heute keine Geringere vor als die beste Köchin der Welt.

Nun gut, „diesjährige beste Köchin der Welt“ müsste es heißen, denn diese Auszeichnung ist es, die der peruanischen Köchin Pía León im Jahr 2021 von „The World‘s 50 Best Restaurants“ verliehen wurde. Damit steht sie in der Tradition großer Namen wie Hélène Darroze, Alice Waters oder Dominique Crenn. Doch wer ist die charismatische Geschmackskünstlerin aus Lima, deren Restaurants schon seit Jahren nicht mehr nur Südamerikas Gäste begeistert in die peruanische Hauptstadt pilgern lassen?

Die 1986 geborene Limaerin ist heute Mitinhaberin des hochdekorierten Central und Besitzerin des im gleichen Haus gelegenen Restaurants Kjolle. Begonnen hat die Laufbahn der heimatverbundenen Köchin ebenfalls in Lima. Am Le Cordon Bleu, dem dortigen internationalen Institut für Hotel- und Tourismusmanagement schloss sie ihre Kochlehre ab und stand fortan hinter unterschiedlichen Herden der peruanischen Hauptstadt, bis sie im Jahr 2009 im Central anheuerte.

León arbeitete sich im Laufe weniger Jahre zur Chefköchin des Gourmetrestaurants hoch und führte dieses – bar jeglichen Pathos – zu Weltruhm. Von 2015 bis 2017 als Bestes Restaurant Südamerikas ausgezeichnet, findet sich das Central inzwischen unter den fünf besten der Welt. Die Geschäftsführung obliegt Léon und ihrem Mann Virgilio Martínez Véliz, einem ebenfalls überaus erfolgreichen Koch und Unternehmer.

Ihren ganz persönlichen „Spielplatz“ hat sich Pía Léon mit ihrem 2019 eröffneten Restaurant Kjolle eingerichtet. Keine Speisekarte, tagesaktuell wechselnde Gerichte sind es, die sich eng an die gerade verfügbaren Produkten aus Limas Umland halten und der Chefin die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung geben.

Leóns kulinarische Philosophie lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Kreativität, Zugänglichkeit und ein stetes Streben nach der Perfektionierung dessen, was die Felder, Flüsse und Berge Perus an kulinarischen Genüssen bereithalten.

Um mehr über die Möglichkeiten und Chancen der peruanischen Lebensmittelproduktion zu erfahren, haben die Limaerin und ihr Ehemann im Jahr 2018 das auf über 3.500 Höhenmetern gelegene Restaurant Mil in Cusco eröffnet. Hier werden geschmackliche Erlebnisse mit Fragen der Nachhaltigkeit und Lebensmittelforschung kombiniert. Die Gäste erleben zunächst eine geführte Tour der Umgebung, in der sich neben Farmen, natürlichen Kräutervorkommen und einer Keramikwerkstatt auch eine Destillerie und eine architektonisch eindrucksvolle Inka-Ruine befinden. Am Ende der Wanderung wartet ein achtgängiges Menü, das die Eindrücke kulinarisch zusammenfasst und mit dem arbeitet, was soeben besichtigt wurde. Ein Erlebnis im Zeichen von Regionalität und Nachhaltigkeit.

Wenn Leóns Kreativität und kulinarische Kompetenz weiterhin auf diesem konstant hohen Level bleiben, wird noch viel von ihr zu hören sein. Wir sind gespannt und wünschen viel Freude bei Ihrer nächsten Reise nach Peru!

Ihr

Gault&Millau Deutschland

Text: Nick Pulina

Foto: Ken Motohasi

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