Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
in den vergangenen Monaten wurde bei uns die Küche zum meistgenutzen Raum. Neue Rezepte wurden ausprobiert, meine Frau und ich führten unser persönliches Kochduell. Und die wenigen Gäste, die wir empfangen durften, erwartete eine geradezu fürstliche Bewirtung. (Ich hoffe, wir haben sie mit unserer Überfürsorge nicht verschreckt.)
Trotzdem: Der für vier oder fünf Personen viel zu lange Esstisch erinnert mich jedes Mal an den ungestillten Appetit, ihn endlich wieder komplett mit Freunden füllen zu können. Und im besten Fall nicht nur ihn, sondern gleich die gesamte Wohnung. Einladungen, Feste, Partys – sie fehlen schmerzlich. Und damit bin ich sicher nicht alleine.
Aber kann man als Gastgeber eigentlich aus der Übung kommen? Einrosten sozusagen? Nach einem Jahr der Isolation kann das schon vorkommen. Aber wir haben die Lösung des Problems: Ex-BUNTE-Chefredakteurin Patricia Riekel hat für das Gault&Millau Magazin eine Kolumne verfasst, die sich mit der Rolle des perfekten Gastgebers beschäftigt. Unter dem Titel „Bitte keine Harmonie” beschreibt sie in der aktuellen Ausgabe amüsant und kurzweilig die perfekte Gästemischung für Einladungen. Sie macht klar, dass Nervensägen, männermordende Schönheiten sowie äußerst trinkfreudige Künstler und Lebenskünstler für ein gelungenes Fest unentbehrlich sind. Und sie gibt Tipps, wie beispielsweise durch ein schief gehängtes Bild die Anfangsspannung bei einem Fest gelockert werden kann. Es muss „menscheln”, so ihr Fazit.
Ja, mir fehlt besonders der Moment, wenn am Ende einer langen und exzessiven Feier die letzten Gäste zusammensitzen. Dann „menschelt” es ganz intensiv. Es werden noch ein paar besonders gute Flaschen aus dem Keller geholt, es wird diskutiert, gelacht, gemeinsam entstehen Ideen und Träume. Die Inspirationen, die ich dort so oft bekommen habe, das ist mir in den letzten Monaten klar geworden, werden virtuell nie zu ersetzen sein.
Dass wir alle bald wieder solch inspirierende Feste mit unseren Freunden feiern können, das wünscht Ihnen,
Ihr
Martin Fraas
Gault&Millau Redaktion