24h Prag: Geschichte, die zum Leben erwacht

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TEXT | FOTOS Hans Fink

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ – ein Kurzaufenthalt in Prag mit tieferer Bedeutung und facettenreichen Erlebnissen. Die Metropole an der Moldau bezaubert mit ihren Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars und einem Hotel mit Feinkostladen. Alle Tipps für einen großartigen Tag in der Moldau-Metroplole gibt es im neuen Henris-Magazin.

Bei einem Glas heimischen Veverka Sauvignon 2021 in dem Café vor unserem Hotel The Julius im Prager Zentrum beobachten wir den Trubel begeisterter, manchmal hektischer Prag-Besucher und denken an die Geschichte dieser Stadt. Mir fällt Milan Kunderas Roman ein und dessen wunderbare Verfilmung mit Juliette Binoche, Lena Olin und Daniel Day-Lewis von 1988.

Kundera untersucht in seinem Werk die philosophischen und existenziellen Fragen des Lebens. Der Titel „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ bezieht sich auf die Idee der „ewigen Wiederkehr“ von Friedrich Nietzsche. Die Vorstellung der ewigen Wiederkehr fordert eine radikale Bejahung des Lebens. Würde man sein Leben in allen Einzelheiten noch einmal genauso leben wollen? Nietzsche fordert, dass man sein Leben so leben sollte, dass man es ohne Reue und voller Freude in der Vorstellung der ewigen Wiederkehr akzeptieren könnte. Diese Idee stellt höchste Ansprüche an die individuelle Lebensführung und erfordert, das Leben mit all seinen Herausforderungen und Schönheiten bedingungslos zu bejahen. Wir sind dieser Idee keineswegs abgeneigt und starten den Bejahungsversuch. Dabei erkunden wir Prag mit seiner beeindruckenden Präsenz.

Prag ist eine historische Metropole, das bezeugen die vielen beeindruckenden Gebäude. 1,3 Millionen Menschen leben in der tschechischen Hauptstadt – eine bedeutende Zahl in Relation zum Gesamtgebiet Tschechiens. Eine Stadt mit Geschichte, die Deutsche, Tschechen und Juden friedlich beherbergte und bis 1860 über eine deutsche Bevölkerungsmehrheit verfügte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Um 1400 war Prag die drittgrößte Stadt Europas und Heimat der 1348 gegründeten Karls-Universität, der ersten Universität in Mitteleuropa. Diese Stadt schrieb Geschichte, nicht nur durch den Zweiten Prager Fenstersturz, der den Dreißigjährigen Krieg auslöste – ein historischer Platz mit Bedeutung, die er nie verloren hat. Der Prager Frühling 1968 steht für die Idee eines Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Er wurde von den Truppen des Warschauer Pakts brutal niedergeschlagen, ist aber gleichzeitig Sinnbild des Widerstands gegen den Kommunismus. Diese vielen Facetten der Geschichte und die vielen baulichen Monumente beeindrucken uns.

Die Burg, über Prag wachend und die größte geschlossene Burganlage der Welt, die Moldau mit der bekannten Karlsbrücke, der Wenzelsplatz, einer der größten Plätze Europas, der Veitsdom mit seinem bedeutenden Kirchenschatz oder der alte jüdische Friedhof, einer der ältesten in Europa – Superlative sind in Prag keine Seltenheit. Sie sind Zeugen, die eine Wiederkehr im Sinne Nietzsches empfehlen – wie auch das gastronomische Angebot, das Spitzenleistungen zaubert, die allerdings sehr unkompliziert daherkommen. Deshalb ist Essengehen in Prag eine interessante Entdeckungsreise, vor allem die Interpretation der böhmischen Küche. Diese Stadt liefert eine beeindruckende Bandbreite charmanter Restaurants: Sie sind urban, bodenständig und modern und vibrieren mit einem unaufgeregten Bohemia-(böhmischen)-Lifestyle. In Berlin würden sie sofort zu ultimativen Szene-Pilgerstätten.

Eine Auswahl kulinarischer Adressen

La Degustation Bohême Bourgeoise, Haštalská 18, Prag 1

Das Gourmetrestaurant besticht durch sein stilvolles Ambiente in einem historischen Gebäude mit eleganten Details wie einer offenen Küche und großen Kronleuchtern. In entspannter Atmosphäre werden Drei- oder Fünf-Gänge-Menüs serviert, die saisonale tschechische Gerichte hervorheben, begleitet von passenden Weinen oder alkoholfreien Getränken.

V Zátiši, Liliová 1, Prag 1

Das V Zátiší hat sich als verborgenes Juwel am idyllischen Bethlehemsplatz etabliert. In einem stimmungsvollen Mix aus modernem Design und Prager Charme lädt es zu einem entspannten Fine-Dining-Erlebnis ein. Die Küche glänzt mit innovativen Interpretationen böhmischer und internationaler Gerichte, zubereitet aus frischen, regionalen Zutaten. Begleitet werden diese kulinarischen Meisterwerke von einer exquisiten Auswahl an internationalen und mährischen Weinen, perfekt auf die Speisen abgestimmt.

Eska Restaurant and Bakery, Pernerova 49, Prag 8

Eska, im trendigen Stadtviertel Karlín ansässig und in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebracht, bietet nicht nur eine Bäckerei, sondern auch eine avantgardistische Küche. Hier werden klassische Gerichte auf moderne Weise interpretiert, wobei Marinieren und Fermentieren besonders betont werden. Zu den Spezialitäten gehört das unverwechselbare böhmische Brot, das traditionell aus Weizenmehl, Roggensauerteig, Wasser, Salz und Kümmel gebacken wird. Eska ist ein Geheimtipp für kreative Küche und authentisches Kochhandwerk.

Červený Jelen, Hybernská 1034/5, Prag 1

Alle, die kurzfristig auch ohne Reservierung ein zentral gelegenes Restaurant im modernen Brauhausstil suchen, sind hier genau richtig. In den historischen Räumen einer ehemaligen Bank

verschmelzen Tradition und Innovation. Die Grillgerichte, darunter erstklassige Wagyu-Steaks, werden auf einem Inferno-Grill über Buchen- und Eichenholz aus den Křivoklát-Wäldern zubereitet – das Ergebnis schmeckt man bei jedem Bissen. Auch die süßen Kreationen sind ein Highlight. Pistazien-Profiteroles und die Bier-Torte sind mehr als nur Desserts…

Vycep, Korunní 1304/92, Prag 10

Das Prager Restaurant Výčep begeistert durch die perfekte Symbiose aus Tradition und Moderne. Hier werden alte tschechische Rezepte neu interpretiert und in großzügigen, raffinierten Gerichten serviert, begleitet von erstklassigen Bieren, wie dem Dalešice vom Fass. Die stilvoll rustikale Einrichtung mit dominanten Holzelementen schafft eine einladende Atmosphäre, in der die Wände von Gläsern mit hausgemachten Köstlichkeiten wie eingelegtem Gemüse, reifender Kombucha und selbstgemachten Fischsoßen gesäumt sind. Výčep setzt auf regionale und selbst hergestellte Zutaten, backt eigenes Brot und stellt sogar Käse und Sauerkraut selbst her.

Ein weitere Auswahl an Bars, Cafés, Märktesn und Sehenswürdigkeiten finden Sie im HENRIS Magazin 03I24.