Next Generation – Anika Hattemer-Müller, Christoph und Johannes Müller

Die jungen Weintalente Deutschlands

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INTERVIEW Kerstin Böhning | TITELFOTO birdyfoto

Willkommen zum dritten Interview unserer Reihe Next Generation Weinguide 2025! Diese jungen Talente aus den verschiedenen Anbaugebieten Deutschlands begeistern mit frischen Ideen und grenzenloser Leidenschaft – und geben dem Weinbau damit neue Impulse und eine vielversprechende Zukunftsperspektive. Heute werfen wir einen genaueren Blick auf das Weingut Müller vom Mittelrhein und sprechen mit Anika Hattemer-Müller sowie Christoph und Johannes Müller. Seien Sie gespannt auf inspirierende Einblicke in ihre Arbeit und ihre Visionen!

In diesem Weingut der NEXT GENERATION arbeiten drei ambitionierte junge Menschen Hand in Hand. Deshalb haben sie auch unsere Fragen gemeinsam beantwortet.

Christoph Müller, welche Botschaft vermitteln eure Weine?

Wenn unsere Weine des Mittelrheintals sprechen könnten, so würden sie vor allem eines ausstrahlen: Harmonie. Auf den schroffen Schiefersteillagen des Bopparder Hamms gewachsen, kommen Weine mit Frucht, Mineralität und Eleganz hervor. Der Riesling brilliert mit feiner Säure, die sich geradezu harmoniebedürftig der teilweise exotischen Fruchtaromatik und dichten Würze anschmiegt. Unsere Weine sind Botschafter ihrer Lagen und tragen deren Siegel. Doch so unterschiedlich die Lagencharaktere auch sind, so sehr eint sie die Harmonie.

Anika Hattemer-Müller, welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für dich in Bezug auf Anbau- und Produktionsmethoden?

Nachhaltigkeit hat für mich eine sehr große Bedeutung. Wir produzieren qualitativ hochwertige Weine, die unsere Region und unser Terroir spiegeln. Dafür müssen wir mit unseren Ressourcen, unserer Natur, den Böden und den Reben achtsam umgehen. Es ist uns ein Herzensanliegen, unsere Region und die Rebsortentypizität des Rieslings in unseren Weinen zu zeigen. Das funktioniert nur, wenn vitale Reben auf einem gesunden Boden stehen und so ihre Energie für die Produktion von Trauben höchster Qualität genutzt werden kann. Ebenso möchten wir dieses Kapital unserer Weinberge an unsere nachfolgenden Generationen weitergeben, sodass hier am Mittelrhein, in dieser wunderschönen Kulturlandschaft, noch sehr lange Weinbau betrieben werden kann. Daher ist es für mich und uns selbstverständlich, dass wir mit unseren Weinbergen achtsam und damit nachhaltig umgehen.

Johannes Müller, welche Rolle spielt die Verbindung von Tradition und Innovation bei euch im Weingut?

Tradition und Innovation sind für uns keine Gegensätze, sondern bereichern sich gegenseitig.

Einerseits erzeugen wir unsere Weine überwiegend im Bopparder Hamm, in dem seit mehr als 1000 Jahren Weinbau betrieben wird und der zu den Spitzenlagen Deutschlands gehört. Unsere Familie selbst betreibt hier gar nachweislich seit fast 350 Jahren Weinbau (und früher Obstbau), was uns anspornt, auch in diesen anspruchsvollen Zeiten unser Erbe erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Andererseits ist dies auch nur durch innovative Arbeitsweisen und moderne Ausrüstung möglich, die vor allem im Steillagenweinbau inzwischen nicht mehr wegzudenken ist. So ist beispielsweise die Umstellung auf den sanften Rebschnitt ein wichtiges handwerkliches Element für uns zur langfristigen Vitalisierung unserer Weinberge. Andererseits ermöglicht die Nutzung moderner Raupensystemen die bisherige maschinelle Lücke zu ebenen Weinbergen zu verringern und unsere Schlagkraft zu verbessern. Auch ganz neuen Aspekten gegenüber sind wir aufgeschlossen – so zum Beispiel die Nutzung von Pflanzenkohle oder die Nutzung neuartiger Pheromon Verwirrung per Sprühdosen.

Christoph Müller, warum bist du Winzer geworden?

Der Beruf des Winzers am Mittelrhein wurde uns in die Wiege gelegt. Es gehörte in unserem Familienbetrieb von Kindesbeinen an dazu, mitzuarbeiten. Trotzdem schlug ich anfangs einen anderen Weg ein und studierte Geografie und Wirtschaftswissenschaften. Als mein Bruder Johannes mich 2017 fragte, wie es denn zukünftig aussähe, und ob die Planung der Zukunft mit oder ohne mich im Weingut stattfinden sollte, war es von der ersten Sekunde an klar, dass dies der einzig wahre Weg für mich sein würde. Es war dieser Funke, der gefehlt hatte! Nach Praktikum und Lehre kam ich dann 2020 dauerhaft zurück an die größte Rheinschleife, im Herzen des Mittelrheintals gelegen, um als Winzer dazu beizutragen, die hiesige Kulturlandschaft zu bewahren.

Anika Hattemer-Müller, welche besonderen Herausforderungen gab es in eurem ersten Weinbaujahr und wie seid ihr mit diesen umgegangen?

Wir Winzer müssen das Jahr über immer wieder Entscheidungen treffen, die den späteren Wein in seiner Typizität beeinflussen. Kein Weinjahr ist wie das andere – und jedes Jahr werden wir vor neue Herausforderungen gestellt, daher ist jedes Jahr wieder neu und herausfordernd. Dabei wissen wir oft nicht genau, wie sich die Natur und besonders das Wetter in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln. Daher werden manche Entscheidungen auch anhand von Erfahrungen getroffen. Gerade in den ersten Jahren konnte ich leider auf keinen eigenen, persönlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Daher habe ich mir Ratschläge von der älteren Generation eingeholt und zudem auch auf mein Bauchgefühl gehört. Besonders gefordert hat mich in meinem ersten Weinbaujahr 2016 die Rebengesundheit, die viel Zeit und Nerven gekostet hat.

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