Reservierung nur für neunzig Minuten, die Tische dichter gestellt als die Stuhlreihen eines Urlaubsfliegers, immer gleicher Service wie vom Band – die leidigen Symptome der Systemgastronomie. So sieht es auch Eric Huber und zeigt im Frankfurter Erno’s Bistro, wie es richtig geht: mit Professionalität, aufrichtiger Herzlichkeit und Hingabe zum Gast. Für seine herausragenden Leistungen als Patron wurde er unlängst vom Gault&Millau als Gastgeber des Jahres 2022 ausgezeichnet.
Hell wirkt der Raum, der sich hinter der französisch anmutenden Fassade im Westend der Mainmetropole erstreckt, freundlich, unprätentiös und geräumig. Letzteres war allerdings nicht immer so. Noch vor etwas über zwei Jahren saß man dort, wo nun zwanzig Gäste zur selben Zeit Platz finden, dicht zusammengerückt mit bis zu dreißig weiteren Genießern. Auslöser des radikalen Tisch-Kehraus waren – wie so oft – die Pandemie und das mit ihr einhergehende Schutzgesetz. Dieses ist nun längst außer Kraft, die übrigen Tische sind noch immer nicht zurück. Huber hat eine Erkenntnis erlangt: „So ist es entspannter für die Gäste und auch für uns. Das hätte ich früher nie gewagt. Aber ich habe eins gemerkt: Weniger ist mehr.“
Dieses Motto gilt ganz generell für die Arbeitsweise des Neunundfünfzigjährigen. Weder er noch sein Restaurant drängen sich auf, nichts hier wirkt überzogen oder artifiziell überspitzt. Ganz im Gegenteil: „Eric Huber gelingt es mit seinem kleinen Team, an fünf Tagen mittags und abends in der perfekten Mischung aus Nähe und Distanz eine Atmosphäre zu schaffen, wie sie an vielen Orten sein könnte – und doch so selten ist“, heißt es in der Auszeichnungsbegründung.
Seit beinahe vierzig Jahren lebt der gebürtige Straßburger nun bereits in Frankfurt. Was als Abenteuer eines jungen Mannes von einundzwanzig Jahren begann, wurde zur Berufung. 1985 meldete sich Huber auf eine Annonce des damaligen Patrons Ernst-Walter Schmitt, besser bekannt als Erno, der das Restaurant 1974 eröffnet hatte. Huber hatte bereits mit vierzehn Jahren angefangen, in der Gastronomie zu jobben, seine Passion entdeckt und wollte nun das Elsass hinter sich lassen und Erfahrungen im Ausland sammeln. Als Erno aber bereits ein Jahr nach dessen Einstieg verstarb, beschloss Huber gemeinsam mit Ernos Witwe Elisabeth das Erbe ihres Mannes fortzuführen. Neun Jahre lang unterstützte sie ihn noch tatkräftig im Restaurant, bis sie 1995 die Zügel komplett an Eric Huber übergab. Elisabeth Schmitt gehörte jüngst zu den ersten, die ihm zu seiner Auszeichnung durch den Gault&Millau gratulierten.
Dass Huber fast dreißig Jahre nach der Übernahme des Restaurants für seine Servicequalität ausgezeichnet wird, spricht für die hochklassige Kontinuität seines Wirkens: „Wir alle, die wir hier arbeiten, wir machen das aus Leidenschaft. Das ist kein Metier, das du machen kannst, um Geld zu verdienen. Da musst du mit dem Herzen dabei sein. Und wenn du es so machst, dann fügt sich eins zum anderen“, sagt er im Gespräch mit der FNP.
Diese Leidenschaft ist es, die Eric Huber seit nunmehr siebenundzwanzig leitenden Jahren in Erno’s Bistro nicht nur selbst bewegt, sondern auch mit seinem Team zu teilen in der Lage ist. Dass eine derart hochwertige, herzliche und dennoch professionelle Arbeit am Gast nicht nur von einer einzigen Person abhängig sein kann, weiß niemand besser als der Patron selbst. Umso stolzer macht ihn die Leistung, die die gesamte Belegschaft seines Restaurants in der Zusammenarbeit erbringt: „Die Menschen hier sind einfach toll. Wir sind wie eine kleine Familie. Ohne sie könnte ich gar nicht so erfolgreich sein.“
Und damit meint Huber auch diejenigen, die täglich in den Genuss dieses Service kommen – mittags wie abends: „Ich will einfach nur Leute glücklich machen und eine tolle Atmosphäre schaffen. Wenn es diese wundervollen Gäste nicht gäbe, dann könnte ich das alles nicht machen. Ich möchte ihnen und mir ein schönes Leben bereiten.“
Fragt man Huber nach seinen Zukunftsplänen, ist die Antwort ganz einfach: „Ich bleibe hier. Erno’s Bistro hat ja mittlerweile schon fast fünfzig Jahre auf dem Buckel, das lässt man nicht einfach zurück. Es macht mich jeden Tag glücklich, hier zu sein.“
TEXT Nick Pulina / FOTO Florian Reimann & Erno’s Bistro