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TEXT Gault&Millau Redaktion Deutschland | FOTOS Anna Ziegler / Fabian Pellegrini
Der Blick in die Zukunft ist verheißungsvoll: Wir stellen Ihnen Deutschlands junge Weintalente vor, die von der besten Weinjury des Landes – der „Gault&Millau – Hall Of Fame“ ausgesucht wurde. Zum Teil arbeiten diese ambitionierten jungen Menschen mit ihren Eltern zusammen im Weingut, zum Teil hat schon eine Betriebsübergabe stattgefunden und andere wiederum haben ganz mutig ihr eigenes Weingut gegründet. Es geht hier nicht um Verkostungsergebnisse, sondern um die Persönlichkeiten, die von ihren Eltern und Großeltern viel gelernt haben und die nun auf ihre Art und Weise den deutschen Weinbau weiterentwickeln.
Teil 4: Sophie Christmann, Weingut A. Christmann
In den besten Lagen an der Mittelhaardt stehen die Reben der Christmanns. Seit 1996 führt Steffen Christmann das Weingut in siebter Generation, 2018 stieg Tochter Sophie mit Ideen aus aller Welt mit ein. Das Portfolio umfasst die klassischen regionalen Rebsorten: 70 Prozent Riesling, 15 Prozent Spät- und zehn Prozent Weißburgunder. Seit 2004 hat sich das Weingut gänzlich dem ökologischen und dann dem biodynamischen Anbau verschrieben. Steffen Christ- mann ist seit 2007 Präsident des VDP und ein Vorreiter in Sachen Klassifikation. In seinem Weingut führte er 2022 die hochwertige Serie „Aus den Lagen“ ein.
4 Fragen, 4 Antworten:
Vater und Tochter, Seite an Seite. Was bleibt, was wird anders?
Ich möchte gerne weiterentwickeln, was die Generation meines Vaters erreicht hat. Meine WinzerkollegInnen und ich haben den Luxus, in einer Welt groß geworden zu sein, in der der deutsche Riesling schon wieder seinen festen Platz auf den besten Weinkarten der Welt hat. Das ist der Verdienst unserer Väter und Mütter. Als Teil einer jungen Winzergeneration habe ich deshalb das Glück, mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein Weine erzeugen zu können: Wir wissen, dass in unseren Weinbergen große Weine entstehen, und müssen es der Welt nicht erst beweisen. So können wir uns mehr trauen und mutiger vorangehen.
Ein Ratschlag, den Sie von Ihrer Mutter haben?
Als ich gerade anfing, im Weingut zu arbeiten, sagte meine Mutter zu mir, dass sich die ganze Familie freue, dass mit mir die nächste Generation ins Weingut eintritt. Sie sagte weiter, dass ich mich trotzdem nie verpflichtet fühlen solle, das Weingut auch wirklich zu übernehmen. Sie bat mich, ihr zu sagen, falls ich doch lieber etwas anderes machen möchte. Das zu hören, war damals sehr wichtig für mich. Nach fünf Jahren ist allerdings klar, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als Wein in Gimmeldingen zu machen.
Wo würden Sie gerne Wein erzeugen, wenn nicht in Deutschland (und warum)?
In der Pfalz singt man „Anderstwo ist anders, aber nicht wie in der Pfalz“. Das trifft es für mich ziemlich genau. Es gibt viele Weinbauregionen, wie die Champagne, das Burgund oder auch das Piemont, die ich wahnsinnig spannend finde und deren Weine ich sehr schätze. Am Ende ist es aber eben doch etwas anderes als hier: Die Pfalz ist seit vielen Generationen das Zuhause meiner Familie und die heimischen Rebsorten Riesling und Spätburgunder sind unsere DNA. Deshalb haben wir auch entschieden, uns voll daraus zu konzentrieren.
Ein kluger Satz, der nicht von Ihnen ist?
Nikolas Harnoncourt, ein österreichischer Dirigent, sagte mal: „Wirkliche Qualität kann nur am Rande einer Katastrophe entstehen.“ So verstehen wir auch unser Weinmachen: Wir wagen uns an den Abgrund und riskieren alles, um am perfekten Tag die perfekte Traube zu ernten. Nur so entsteht am Ende wirkliche Qualität im Glas.
Weingut A. Christmann
Peter-Koch-Str. 43
67435 Gimmeldingen
T +49 (0) 6321 66039
sophie@weingut-christmann.de
www.weingut-christmann.de