Dr. Katharina Prüm führt das renommierte Weingut Joh. Jos. Prüm in die Zukunft. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Eine Woche später wird sie von uns als Weinpersönlichkeit des Jahres 2025 ausgezeichnet. In der aktuellen Ausgabe des HENRIS-Magazins haben wir sie zum Interview gebeten.
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INTERVIEW Hans Fink | FOTO Andreas Durst
Das „5 FRAGEN AN…“-Interview startet anders. Kein Frage-Antwort-Protokoll. Hier spontan geführt, während sie einen der vielen Wege, die sie zu meistern hat, im Auto antwortend, absolviert. Eben ist Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden und danach flog die Ampel-Koalition aus der Kurve. Scholz giftet, ohne dass dies der Nation gerade helfen, könnte. Dass Trump ein historisches Comeback erzielt hat, von ihm seither unüberhörbar und somit lautstark proklamiert, macht ebenso nachdenklich.
Wie sehen Sie diese aktuelle Entwicklung?
Fake News sind sicherlich der Motor einer solchen Bewegung. Wir haben uns von den ehrlichen Botschaften entkoppelt. Propaganda kann keinen ehrlichen Diskurs hervorbringen, Parolen der Parole willen sollten wir misstrauen.
Drohen Strafzölle?
Ja, und das wäre sehr unerfreulich, es kann Weingüter existenziell gefährden, insofern betrachte ich das mit Sorge. Für uns ist es dankenswerterweise nicht existenzgefährdend: Wir haben früh in eine gute Länder-Diversifikation investiert. Zudem hilft es, dass die historisch gewachsene Fan-Gemeinde in den USA eine substanzielle Kundschaft des Weinguts ausmacht. Schön ist auch, dass gerade junge Generationen international offen für die Weine sind und sie entdecken wollen.
Wenn wir über internationale Märkte reden, wie stabil sind diese?
Kein Markt kann auf lange Sicht als stabil gelten. Gerade in größeren Märkten, wie zum Beispiel China, stellen wir uns die Frage nach dieser Stabilität, die zumindest in näherer Zukunft wohl weiter schwinden wird. Der Frieden und die damit verbundene Weltordnung, in der wir aufgewachsen sind, existieren so nicht mehr.
Wie gehen Sie damit um?
Ich versuche, immer positiv zu bleiben und das Bestmögliche aus der Situation zu machen. Dabei hilft sicher, dass ich damit auf- gewachsen bin, dass im Weinbau vieles unkalkulierbar ist: Jeder Tag ist neu, gestern hätte es überraschend Frost geben können, andere Wetterkapriolen dürften anstehen.
Wie würden Sie die Herausforderungen im Vergleich zu den kalkulierbaren Wahrscheinlichkeiten, wie sie diese beispielsweise in Ihrem externen Management-Studium im Zusammenhang mit Lieferketten diskutiert haben, beschreiben? Was ist der Unterschied?
Die Produktion ist weniger kalkulierbar als in anderen Branchen. Wir sind komplett abhängig von der Natur. Auch ein kompletter Ernteausfall ist möglich. Vor allem aber sind die natürlichen Bedingungen immer wieder etwas anders und insofern die Aufgabe, höchste Qualität zu liefern. Aber: Genauso wenig kalkulierbar sind die positiven Erlebnisse, die dürfen hier nicht zu kurz kommen. Die Arbeit mit der Natur, mit Menschen, das Internationale – was für eine wunderbare sinnstiftende Tätigkeit.
Ein keines Fazit:
Kein leichter Job für Katharina Prüm, immer im Sinne der Tradition und der Familie sowie der nach-wachsenden jungen Generation. Wir hatten nie Zweifel, dass sie das alles im Blick hat und hervorragend managt – immer im Team, das ihr dabei sehr wichtig ist. Sie geht hier einen sehr guten und konsequenten Weg. Wir könnten noch weiter fragen und gute Antworten erhalten – machen wir auch, demnächst!