Zu Tisch mit…Kristina Hammer

Kolumne im Henris-Magazin

Köstlich essen und trinken, vor allem aber gute Gespräche mit interessanten Leuten führen, das ist unsere Kolumne „Zu Tisch mit…“ im Henris-Magazin.

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TEXT Hans Fink | FOTOS Peter Rigaud

Am nächsten Freitag werden die Salzburger Festspiele eröffnet. Zwischen 19. Juli und 31. August sind beim größten Klassikfestival der Welt insgesamt 172 Aufführungen zu sehen. Kein Wunder, dass Festspiel-Direktorin Kristina Hammer immer auf dem Sprung zum nächsten Termin ist. Doch für G&M-Verleger Hans Fink nimmt sie sich Zeit, um über ihre Pläne und Ideen zu sprechen. Wo? Natürlich im „Goldenen Hirsch“, bei Backhendl und einem Glasl Grünen Veltliner.

Kristina Hammer ist pünktlich, trotz ihres prall gefüllten Kalenders. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele weiß zu Genüge, welche Disziplin das Festspielprotokoll erfordert. Wir haben uns in der Bar vom „Goldenen Hirsch“ verabredet, einem charmanten Platz im ikonischen Top-Hotel der Stadt. Freundlicherweise dürfen wir dort unser Essen bestellen, eigentlich ist die Bar um die Mittagszeit noch geschlossen. Perfekt, um ein Gespräch zu führen, ohne großes Publikum, aber mit einladender Speisekarte und in konzentrierter Ruhe.

Die promovierte Juristin galt 2021 als Überraschung, als sie nominiert wurde – eine internationale Markenspezialistin und erst zweite Frau in diesem Amt. Sie ist die erste Präsidentin nicht-österreichischer Nationalität in der 104-jährigen Geschichte der Festspiele – einem der bedeutendsten Klassik-Ereignisse der Welt. Premieren, vor allem in neuer Form, scheinen ihr zu liegen. Schon in Wien nach dem Studium hat die gebürtige Karlsruherin mit deutschem und schweizer Pass eine Innovation mitgestaltet: den ersten österreichischen Luxury Department Store inklusive Roof-Top-Bar – ein Novum in der Wiener Kaufhaus-Welt.

Komplexe Themen, einfacher Lunch

Sie fasst das Verständnis ihrer präsidialen Aufgabe präzise zusammen: Fingerspitzengefühl, Achtsamkeit und das Bewusstsein der Historie. Bevor wir hier tiefer in die Materie einsteigen, erinnert mich das genaue Timing unseres Gesprächs daran, dass die Küche liefern muss. Wir bleiben sehr bodenständig und bestellen beide ein Backhendl mit Gurkensalat – wenn die Themen so komplex und variantenreich sind, sollte zu mindestens unser Lunch einfach bleiben und ein Wirtshausklassiker in guter Qualität die kulinarische Begleitmusik spielen. Wir bestellen einen Grünen Veltliner von Jurtschitsch – in Sonderabfüllung für das Hotel – und vertiefen unser angefangenes Gespräch.

70 Prozent der Festspiel-Einnahmen kommen nicht aus Staats- oder regionalen Fördertöpfen. Damit muss sie, wie sie sagt, Sponsoren und Mäzene überzeugen, Förderer gewogen halten und bei den Ticketpreisen die Balance halten – was ihr mit moderaten drei Prozent Preissteigerung auch sehr gut gelingt. Ein Premierenstück ist ihr auch hier geglückt, die größte Zuwendung eines privaten Mäzens in der Geschichte der Festspiele: das neue Festspielzentrum mit Kosten von circa 12 Millionen Euro, ein Begegnungsraum mitten im historischen Zentrum. Dank dem Mäzen Hans-Peter Wild, der bereits in seiner Jugend Gast der Festspiele war. Der Unternehmer ist vor allem durch seine Marke „Capri Sonne“ bestens bekannt, in Salzburg aber auch durch seine Übernahme der beiden Hotels „Goldener Hirsch“ und „Schloss Mönchstein“.

240.000 verkaufte Karten

Was will sie weiter verändern, worauf liegt ihr Fokus? Ein großes Thema ist die Digitalisierung. Immerhin hat sie mit den Siemens Festspielnächten bereits eine Million Zuschauer begeistert. Der Zugang zu den Festspielen soll allen ermöglicht werden – deshalb gibt es zahlreiche Programme, die neue zahlende Besucher anlocken sollen. Sechstausend Karten sind für jüngere Neubesucher reserviert, im Alter von 16 bis 26 Jahren. Sie werden von ausgewählten Festspielgästen als Mentoren begleitet und so an das Ereignis herangeführt – oftmals entstehen daraus sogar Freundschaften. Auch die Programme für Kinder sind vielfältig. Die zweifache Mutter Kristina Hammer, deren Kinder bereits studieren, begeistert sich für die rege Teilnahme der Kleinsten bei den Aufführungen. Somit wird für alle etwas geboten. Insgesamt verkaufen die Festspiele in den Sommermonaten stolze 240.000 Karten.

Der tägliche Fitnessparcour

Beim Espresso sprechen wir über die Bedeutung des guten Essens, dem sie als geübte Gastgeberin eine wichtige Rolle einräumt. Sonst wäre sie wohl ein schlechter Host, privat wie in ihrer offiziellen Rolle. Für das Private bleibt ohnehin nicht viel Zeit, die sie mit ihrem Mann, einem Wirtschaftsanwalt, verbringen kann. Ihr persönlicher Fitnessparcours ist das tägliche Gehen und Laufen von ihrer Stadtwohnung zu den Festspielen und dort zu den verschiedenen Spielstätten und den vielen Terminen wie zum Beispiel zu unserem Lunch, der sich schon dem Ende zuneigt. Die Politik haben wir außen vor gelassen. Nur dem Frieden in der Welt, den sie als größten Wunsch auf meine Frage hin äußert, geben wir genug Raum zur Betrachtung, bevor Kristina Hammer so schnell und energisch aus der Bar entschwindet, wie sie gekommen ist, auf dem Sprung zum nächsten Termin. 

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