Fachmesse in Düsseldorf: Viele Diskussionen um Hotelpreise und wachsende Konkurrenz
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TEXT Anke Kronemeyer
Drei Tage lang war Düsseldorf das Mekka der Weinbranche. Tausende Besucher kamen auf das Messegelände, um eine ProWein zu besuchen, über die in diesem Jahr mehr als sonst diskutiert wurde. Die Gründe sind vielfältig. An erster Stelle stehen die hohen Übernachtungspreise, die zahlreiche Hotels aufrufen. 700 Euro für eine Nacht seien keine Seltenheit, heißt es. Unter 300 Euro werde kaum noch ein Zimmer angeboten – für viele, die drei Nächte bleiben, unerschwinglich. Dass die Messe die Standmieten erhöht hat, ist ein weiterer Kritikpunkt. Viele aus der Weinbranche haben sich darum in diesem Jahr für einen Besuch der Weinmesse in Paris entschieden, zahlreiche französische Winzer blieben zuhause und präsentierten sich nicht in Düsseldorf. Wer dann aber zur ProWein an den Rhein kam, traf trotzdem viele Bekannte, konnte sich einen umfassenden Überblick über den aktuellen Jahrgang verschaffen und abends bei einem Düsseldorfer Altbier den Messeausklang feiern. Wir haben ein paar Reaktionen und Stimmen zusammengefasst.
Franz Wehrheim (Weingut Dr. Wehrheim, Pfalz) hat grundsätzlich einen positiven Blick auf die Messe. „Sie verändert sich immer wieder, aber ich erinnere vor allem an frühere ProWein-Messen, die sehr trubelig und durcheinander waren. Jetzt sind die Besucher ziemlich diszipliniert, vereinbaren im Vorfeld Termine, alle wissen, wen sie sprechen wollen.“ Laut dem Winzer sei die Düsseldorfer Messe nicht mehr die Leitmesse der Branche, sondern es gebe viele andere zusätzliche Messen in Italien und Frankreich. Die Streiks von Bahn und Flughafen-Mitarbeitern seien definitiv nervig und würden den Verlauf der Messe stören. Die Standmieten bezeichnet er als „saftig“, die Hotelpreise ebenso.
Sommelier Ronny Weber beobachtet, dass Hotelpreise nicht nur in Düsseldorf, sondern international hoch sind. Aber: „Welcher Sommelier kann sich das denn überhaupt noch leisten?“ Er appelliert an Dehoga und IHK, mit den Hoteliers ein Agreement zu finden, dass auch in Zukunft die Hotels in und um Düsseldorf erschwinglich sind. Dass sich die Messe über die Jahre verändert hat, sieht der Sommelier aus Meerbusch ebenfalls. „Früher war die Messe ein education center auch für den Nachwuchs, heute wird eigentlich nur noch Networking betrieben.“
Dominik Russler, Geschäftsführer der Rheingauer Weinwerbung mit Sitz in Oestrich-Winkel, hat eine kühne Idee. Er schlägt vor, die ProWein nach Frankfurt zu verlegen, damit zahlreiche Winzer, die aus dem näheren Umfeld von Frankfurt kommen, keine Übernachtung zahlen müssten.
Steffen Christmann, Präsident des VDP und Winzer (Weingut Christmann, Pfalz) glaubt, dass die aktuelle Diskussion um die ProWein vor dem Hintergrund der wachsenden Konkurrenz aus Paris und den hohen Hotelpreisen ein „Erweckungsruf“ sein könne. „Düsseldorf muss aufpassen.“ Er glaube, dass die Hoteliers Eigentore schießen, wenn sie weiter hohe Preise nehmen und die Aussteller und Besucher dadurch motivieren, im Umland zu übernachten oder nur für einen Tagesbesuch zu kommen.
Bärbel Weinert-Maurer (Direktorin Weingut Prinz von Hessen, Rheingau) überlegt ernsthaft, nächstes Jahr nicht mehr auf die Messe zu kommen. Ein Grund: Eine Nacht in einem Hotel in Kaarst im Kreis Neuss habe stolze 310 Euro gekostet. Anderer Grund: Viele ihrer Kunden hätten gesagt, dass sie die Messe in Paris bevorzugen und nicht mehr nach Düsseldorf kommen. „Da fehlen mir einige Gesprächspartner, die für den Export wichtig gewesen wären.“
Julia Becker-Landgraf und ihr Mann Johannes (Weingut Becker Landgraf, Rheinhessen) haben den Messebesuch stark reduziert und sind nur noch für eine Nacht angereist. Die haben sie eine halbe Stunde von Düsseldorf entfernt, in Ratingen, verbracht. Den Messe-Stand teilen sie sich mit anderen Winzern, um Kosten zu sparen.
Steffen Schindler, beim Deutschen Weininstitut für das Auslandsmarketing zuständig, hält ein flammendes Plädoyer für die ProWein. „Die Welt kommt doch damit nach Deutschland und Düsseldorf“, sagt er. Er glaubt nicht, dass die Messe in Paris große Konkurrenz für Düsseldorf sei.
Sebastiano di Gennaro, italienischer Feinkosthändler aus Stuttgart mit Messe-Stammplatz in der Halle 16, hat beobachtet, dass die ProWein nicht mehr die gleiche Messe sei wie vor Corona. Er weiß noch nicht genau, ob er nächstes Jahr wieder kommt und schätzt, dass die Messekosten für die Firma seiner Familie sich fast auf eine sechsstellige Summe belaufen werden.