Martina Bernhard-Fazzi, Winzerin und Feministin aus Wolfsheim in Rheinhessen und ihre Weinserie Sisters in Wine: ein bunter, köstlicher und inspirierender Sixpack für die Rechte der Frau. Nicht nur zum Internationalen Weltfrauentag.
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TEXT Kerstin Böhning | TITELFOTO Alma, Ines Barwig
„Feministin war ich schon als kleines Mädchen. Da habe ich im Kindergarten einen Jungen gehauen, weil er behauptet hatte, dass Mädchen nicht mit Lego spielen dürfen“, erzählt Martina Bernhard-Fazzi und räumt ein, dass sie später eine tiefe Freundschaft mit eben diesem Jungen verband. Schließlich ist Gewalt keine Lösung und unter anderem der Grund dafür, warum Martina Bernhard-Fazzi sich für mehr Rechte und eine wirkliche soziale, politische und wirtschaftliche Gleichberechtigung der Frauen einsetzt.
Sie tut das mit ihrem ganzen Wesen, viel Wissen und ihren (biozertifizierten) Weinen. Martina Bernhard-Fazzi ist Mutter eines einjährigen Sohnes, Winzerin, Feministin und Aktivistin für die Solidarität von Frauen. Und sie hat deshalb den Sisters in Wine Club ins Leben gerufen. „Ich hatte das große Glück, mit der Selbstverständlichkeit aufzuwachsen, dass meine Berufswahl von meinem Talent und meiner Leidenschaft, nicht von meinem Geschlecht abhängt“, sagt Martina. Dass sie in einer Männerdomäne arbeite, sei ihr erst später richtig bewusst geworden. Auch wurde sie dann damit konfrontiert, tatsächlich immer etwas mehr leisten zu müssen als die männlichen Kollegen, um die gleiche Wertschätzung zu bekommen. Man mag es kaum glauben, schaut man auf das Alter von Martina: 28 Jahre jung. Ja, genau. So vollkommen gleichberechtigt sind Männer und Frauen eben auch im Jahr 2024 noch nicht. Mit dem Sisters in Wine Club möchten Martina Bernhard-Fazzi und ihre Sisters genau darauf aufmerksam machen und vor allem praktische Hilfe leisten. Aus dem Verkauf von sechs Flaschen Wein dieser besonderen Serie geht ein Euro an eine Einrichtung zum Wohl von Frauen in Not. Derzeit unterstützt der Club die „Land Grazien – eine Beratungsstelle bei Gewalt für Frauen und Kinder“.
Martina, was hat dich inspiriert, die Weinserie Sisters in Wine zu kreieren?
Die Botschaft dieser Serie ist: Nichts ist unmöglich, nur weil du eine Frau bist. In Deutschland leben wir ein sehr hohes Maß an Gleichberechtigung. Wir haben viele Freiheiten und Möglichkeiten, und genau deshalb ist es unsere Pflicht, die Gleichberechtigung noch weiter nach vorne zu treiben – aus Solidarität zu den Frauen, die in Ländern leben, in denen sie ganz wenig Rechte und Freiheiten haben. Meine Idee war, mich mit vielen Frauen zu solidarisieren, sich gegenseitig zu unterstützen, Dinge zu bewegen – und das geht eben am besten mit einem guten Glas Wein. Die Serie habe ich übrigens genau vor drei Jahren am Weltfrauentag vorgestellt.
Was ist deine Botschaft?
Solidarität und Unterstützung sind mir wichtig. Wir möchten auf die Arbeit der Frauenvereinigungen hinweisen, die es schon gibt und Frauen Mut machen, für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist. Es geht uns nicht um Quoten – wir möchten Aufmerksamkeit.
Wie ist das Feedback?
Ich bekomme viele Rückmeldungen von Unternehmerinnen, die gemeinsam ein Event mit mir und den Weinen machen möchten. Die Weine inspirieren andere Frauen – nicht zuletzt durch die Frauenpersönlichkeiten, deren Namen sie tragen.
Du hast dir sechs beeindruckende historische Frauen ausgesucht und sie zu den Patinnen für deine Weine gemacht.
Ja, die sechs Weine habe ich nach starken Frauen-Vorbildern benannt. Eine Hommage und auch ein Dank an diese Frauen stecken in dieser Namensgebung, denn sie waren Vorbereiterinnen und mutige Kämpferinnen – auch wenn’s unbequem wurde. Es sind Marie Curie, Frida Kahlo, Anna Haag, Käthe Kollwitz, Hildegard Knef und Ruth Bader-Ginsburg. Die Weine heißen betörende Marie (Perlwein), verspielte Frieda (Weißwein Cuvée), starke Anna (Weißwein Cuvée), kreative Käthe (Rotwein Cuvée), wilde Hilde (Rosé Cuvée) und elegante Ruth (Silvaner)!
Gibt es in der Weinbranche eine explizite Frauenbewegung?
Es gibt einen besonders guten Zusammenhalt und viele Frauenverbände. Vinissima ist ein gutes Beispiel, mit guten Weiterbildungsmöglichkeiten. Aber ich würde sagen, das Miteinander ist generell sehr gut in der Weinbranche. Und es gibt dort schon immer tolle Frauen, die viel bewirkt haben und bewirken. Ich denke zum Beispiel an Elena Walch und ihre Töchter.
Welche Ziele hast du mit deinen Weinen?
Das Trinkverhalten hat sich verändert und ändert sich weiter. Sehr viele Menschen leben sehr gesundheitsbewusst und möchten keinen Alkohol mehr oder nur noch sehr wenig zu sich nehmen. Darauf möchte ich reagieren und die Weine noch mehr zu den Konsumenten und Konsumentinnen hin entwickeln. Ich persönlich bin der Meinung, Wein in Maßen genossen tut der Seele gut, aber ich bin keine Ärztin. Das darf jeder für sich selbst bestimmen. Wichtig ist es, Alternativen zu schaffen. Und zweitens möchte ich mit den Weinen über die Missstände in unserem Land informieren: dass es noch immer viel Gewalt gegen Frauen gibt und diese Frauen Hilfe brauchen. Ich möchte ihnen Mut machen, den Mund aufzumachen und für sich einzustehen.
Das sagt unsere Expertin Eva Adler:
„Betörende Marie“ Perlwein
Im Auftakt mit floralen Noten, Kiwi und rotem Apfel. Dann zarte Anklänge grüner Kräuter. Erfrischend und fruchtsüß mit vitaler Perlage und dezentem Schmelz im Finale. Den wünscht man sich als Begleiter im beginnenden Frühling in der großen Freundinnen-Runde.
Speisenempfehlung: Spargeltartelette mit Pinienkern-Pesto
„Verspielte Frida“ Weißweincuvée
In der Nase springt einem sofort grüner Apfel entgegen, dahinter auch zart Muskatnuss und Grapefruit. Leichtfüßig, mit zarter Süße und frischer, gut dazu eingepasster Säure am Gaumen. Ein geradezu lebensfroher Wein, der einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann. Wirklich verspielt.
Speisenempfehlung: Ziegenkäsecrostinis an Frühlingssalaten mit Kapernäpfeln
„Elegante Ruth“ Silvaner
Sehr schöne, saubere Kernobst-Nase. Ganz klassisch mit Apfel und Birne und zarten Wiesenkräutern dahinter. Am Gaumen kraftvoll und saftig mit sich schön wiederholender Frucht und eleganter Cremigkeit. Feine Bitterness im Finale und ein Hauch von Salz.
Speisenempfehlung: Buccatini mit Mönchsbart und Zitronenabrieb
„Starke Anna“ Weißweincuvée
In der Nase Noten von Cantaloupmelone und zarter Quitte, dahinter zart nussig. Duftiger erster Eindruck. Am Gaumen dann mit viel gelber Frucht, körperreich und kraftvoll mit gut eingepasster Säure und feinem Schmelz im Finale. Dieser Wein wünscht sich eine kraftvoll dagegenhaltende Speisenempfehlung, um sein volles Potential auszuschöpfen.
Speisenempfehlung: Kräftiges Risotto mit Erbsen und ausgelassenem Guanciale
„Wilde Hilde“ Cuvée Rosé
Duftet nach Erdbeeren, Hibiskustee und grünen Kräutern. Fruchtbetont, mit guter Balance von Süße und Saft und viel Trinkfluss. Macht sofort Lust auf den nächsten Schluck. Sollte ein fester Bestandteil des Picknick-Korbs im Sommer sein!
Speisenempfehlung: Grüne Gazpacho mit Dill und Avocado
„Kreative Käthe“ Rotweincuvée
Intensive Beerenfrucht in der Nase. Am Gaumen dann Noten von Zedernholz, zart Kaffeebohnen und auch ein Hauch Zimt. Gute Balance von Frucht und Kraft. Ein universeller Begleiter für viele Anlässe und große Tafeln.
Speisenempfehlung: Osterschinken mit Wacholder und Piment